Börsen-Zeitung: Das erste Mal – Kommentar von Bernd Wittkowski zur ersten Bilanzpressekonferenz des neuen Sparkassenpräsidenten Helmut Schleweis

Gut möglich, dass die Sparkassen eines nicht zu
fernen Tages dankbar sein werden für die Steueraffäre ihres
Ex-Präsidenten Georg Fahrenschon. Wir bleiben dabei: Der frühere
bayerische Finanzminister war ein guter Präsident des Deutschen
Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Aber mit Helmut Schleweis haben
die Öffentlich-Rechtlichen heute zumindest keinen schlechteren. Wenn
der seit 67 Tagen an der DSGV-Spitze stehende vormalige Chef der
Sparkasse Heidelberg jedes seiner vielen „ersten Male“ im neuen Amt
so souverän absolviert wie die Bilanzpressekonferenz, darf man
sicher sein, dass die Roten hervorragend geführt werden.

Es ist nicht allein der Eindruck von diesem Debüt vor Frankfurter
Finanzmedien, sondern wird im Verbund wie auch außerhalb bestätigt:
Schleweis ist ein absolut geerdeter, unaufgeregter und allürenfreier
Repräsentant einer der größten Finanzgruppen der Welt. Und vor allem:
Er lebt seit mehr als vier Jahrzehnten Sparkasse. Nicht zuletzt das
macht seine hohe Glaubwürdigkeit aus. Dass er auch aus seiner
früheren Funktion als Bundesobmann der Sparkassen und durch die
langjährige Mitgliedschaft in zahlreichen Gremien etwa von
Verbundunternehmen über strategischen Weitblick und tiefe
Sachkenntnis verfügt, sei hier nur der Vollständigkeit halber
erwähnt.

Abgesehen von der Herausforderung des „ersten Mals“ haben die
Umstände es Schleweis freilich nicht allzu schwer gemacht, am
Mittwoch so aufzutreten, als habe er nie etwas anderes getan, als
die Bilanz der Gruppe zu präsentieren – tatsächlich musste er ja als
Sparkassenchef eher über lokale Kulturförderung referieren. Doch es
gibt unangenehmere Aufgaben, als über Rekorde im Kreditgeschäft, ein
Ergebnis vor Bewertung von 10,5 Mrd. Euro – wer bietet mehr? -, eine
Kernkapitalquote von fast 16% oder eine Steuerposition von 3 Mrd.
Euro – die sieht die Politik gerne – berichten zu müssen. Wieder
einmal sind düstere Prognosen zur Ertragsentwicklung nicht wahr
geworden. Von der EZB provozierte Einbußen im Zinsüberschuss konnten
durch das höhere Provisionsergebnis nahezu ausgeglichen werden, die
Kreditrisikovorsorge steht erneut auf der Ertragsseite und somit –
bei wiederum kräftig dotierten Reserven – unter dem Strich ein
höherer Gewinn. Derweil ist aus dem Thema HSH Nordbank erst mal die
größte Brisanz raus.

Die Startbedingungen für einen DSGV-Präsidenten könnten schlimmer
sein. Der starke neue Frontmann hat eine starke Gruppe übernommen.
Deren Stärke, das sollte festgehalten werden, ist allerdings auch ein
Verdienst des Vorgängers.

(Börsen-Zeitung, 08.03.2018)

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