Jedes Mal, wenn es darum geht, eine Karte aus
dem verdeckten Blatt des gegnerischen Spielers zu ziehen, schlägt das
Herz ein paar Takte schneller. Nur bloß nicht den Schwarzen Peter
ziehen! Ein nettes Kartenspiel für Kinder, bei dem erlernt wird, die
eigenen Emotionen im Zaum zu halten.
Offenbar finden aber nicht nur Kinder Gefallen an diesem Spiel,
wie die monatelangen Verhandlungen um den insolventen
Warenhausbetreiber Karstadt belegen. Denn bis zuletzt ging es darum,
den Anfang Juni zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Investor
Nicolas Berggruen geschlossenen Kaufvertrag auszuhebeln, ohne dabei
die Schuld an der im Extremfall drohenden Zerschlagung der
Warenhauskette übernehmen zu müssen. Denn für diesen Fall war
angesichts von 25000 Beschäftigten, deren Arbeitsplätze unmittelbar
gefährdet wären, Ärger mit Berlin programmiert.
Ein Szenario, das gerade für Banken wie Goldman Sachs und Deutsche
Bank – die einerseits Hauptakteure auf Seiten des
Vermieterkonsortiums Highstreet sind und sich andererseits gerne als
Regierungsberater in Finanz- und Privatisierungsfragen empfehlen –
traumatisch sein muss. Zwar hatte sich die Bundesregierung im
Frühjahr 2009 ganz bewusst gegen eine direkte Einmischung in den
Insolvenzfall Arcandor ausgesprochen, ein Freibrief für die
Verhandlungsparteien war das jedoch nicht.
So gab Goldman Sachs, die sich lange gegen die Berggruen-Offerte
stemmte, als Erste den Widerstand auf. Die Deutsche Bank bekannte
sich letztlich auch zu dem Konzept des Deutsch-Amerikaners, nachdem
dieser ihr ganz unverblümt die Schuld an der fehlenden Einigung in
die Schuhe geschoben hatte. Am Ende waren es die Geldgeber des
Vermieterkonsortiums, die den Buhmann noch ziehen konnten. Hier
machte aber der Insolvenzverwalter mit der Präsentation des
Zerschlagungsszenarios den entscheidenden Stich.
Für alle bei Highstreet Beteiligten ging und geht es um viel Geld.
Das Immobilienportfolio wurde beim Kauf mit 4,5 Mrd. Euro bewertet
und mit Krediten von 3,4 Mrd. Euro finanziert. Die Kredite, so die
damalige Milchmädchenrechnung, sollten aus den steigenden
Mieteinnahmen bedient werden. Dass sich die mit Verlust arbeitenden
Warenhäuser das auf Dauer nicht würden leisten können, war eigentlich
absehbar. Doch im Hype regiert nun einmal die Gier.
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