RWE unterzieht sich einer radikalen
Schlankheitskur. Ein bedeutender Teil der derzeit noch knapp 100
Konzerngesellschaften in Deutschland wird künftig in der RWE AG
gebündelt. Vorstands- und Aufsichtsgremien werden gestrichen, was zu
weniger Bürokratie und schnelleren Entscheidungsprozessen führen
dürfte.
Die von Vorstandschef Peter Terium vorangetriebene Neuaufstellung
ist in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Die Konzernstruktur
ist bei RWE nämlich schon seit der Liberalisierung der Energiemärkte
eine Dauerbaustelle, an der sich auch Teriums Vorgänger bereits
abgearbeitet haben – zum Teil erfolgreich, zum Teil eher nicht, da
die internen Beharrungskräfte immer gewaltig waren.
Die nach der Fusion mit VEW im Jahr 2000 ersonnene Aufstellung mit
drei Säulen und acht Stammhäusern hielt nicht lange: Als Harry Roels
2003 an der Vorstandsspitze Dietmar Kuhnt ablöste, war die Straffung
der Strukturen das erste Großprojekt des Holländers gewesen. Er
kürzte die Zahl der Führungsgesellschaften von 13 auf sieben, stärkte
die Dachmarke RWE und versuchte, Querschnittsfunktionen abzubauen.
Als 2007 Jürgen Großmann antrat, wiederholte sich das Spiel:
Straffung der Strukturen stand auch bei ihm von vornherein ganz oben
auf der Agenda. Bereits nach zwei Monaten wurden Zwischenholdings
entmachtet. Vermeidung von Doppelfunktionen und schnellere
Entscheidungen wurden auch damals schon als Ziele ausgerufen.
Großmann legte in seiner Amtszeit noch mehrmals nach. 2009 wurde
das Vertriebs- und Netzgeschäft gestrafft. So wurde etwa die
Zwischenholding RWE Energy AG, ein bunter Bauchladen, in dem
Beteiligungen mit einem Umsatz von 28 Mrd. Euro gebündelt waren,
relativ geräuschlos abgewickelt. „Wir verkaufen ein simples Produkt –
nämlich Strom und Gas – in einer äußerst komplizierten Struktur.“ So
hatte es Großmann auf den Punkt gebracht.
Der jetzt vom RWE-Aufsichtsrat beschlossene Umbau zeigt, dass sich
an dieser Aussage im Grunde bis heute nichts Wesentliches geändert
hat. Das Potenzial zur Hebung von Synergien, das Potenzial zur
Beschleunigung und zur effizienteren Arbeit, das noch in der
aktuellen Struktur schlummert, ist nach wie vor beträchtlich. Für die
Stakeholder von RWE ist dies eine durchaus positive Nachricht. Der
Handlungs- und Anpassungsdruck des Energiekonzerns ist nach wie vor
hoch. Aber es gibt sie immerhin noch, diese stillen Reserven, die
noch gehoben werden können.
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