Spare in der Zeit, so hast Du in der Not? Schon
die Diktion verrät, dass der Volksmund derlei Weisheit vor langer
Zeit geformt hat. Wer auf sein Konto blickt, der findet dies
bestätigt. Denn er hat noch lange nicht genügend in der Not, wenn er
spart. Schließlich ist der Wegfall der Verzinsung zu kompensieren.
Auch professionelle Anleger können an der Jagd nach Yield
verzweifeln. In dieses Gesamtbild ständig fallender
Geldanlage-Rendite platzt die Allianz mit der Botschaft, ihren Kunden
in der deutschen Lebensversicherung im nächsten Jahr eine
unveränderte Zinshöhe anzubieten. 3,4 Prozent bis 3,7 Prozent werden
gezahlt. Was hat das zu bedeuten?
Die Antwort ist einfach: Der Marktführer kann es sich leisten, die
Spendierhosen anzuziehen. Kapitalanlagevorstand Günther Thallinger
hatte schon im Oktober in der Börsen-Zeitung darauf hingewiesen, dass
der Versicherer seine Durchschnittsrendite halten werde. Der Umbau
des Portfolios zahlt sich aus. Staatsanleihen und Pfandbriefe, früher
die Eckpfeiler der Anlage jedes Versicherers, stellen bei der Allianz
Leben nur noch die Hälfte der Investments. Alternative Anlagen
bringen eben aktuell mehr Rendite. Derlei komplizierte Transaktionen
in Windparks und vor allem Infrastruktur können aber nur die
Branchenriesen stemmen.
Die Allianz-Lebensversicherung erlebt im Jahr 2017 ein
bemerkenswertes Comeback. Die Investoren, die zuvor nur die Risiken
sahen, billigen der Sparte nun viel höhere Multiples zu. Eine
Eigenkapitalverzinsung von 18 Prozent im dritten Quartal kann sich
halt sehen lassen – sie liegt übrigens auch dank der garantielosen
und damit kapitalextensiven neuen Produkte deutlich über der Rendite
der Kunden. Diese dürfen sich über die jetzige Stabilisierung freuen,
aber für Champagnerstimmung ist dennoch kein Anlass. Altersvorsorge
bleibt für die Bundesbürger ein harziges Geschäft. 3,4 Prozent mögen
sich attraktiv anhören im aktuellen Niedrigzinsumfeld. Zehn Jahre
zuvor aber wurden noch 5,3 Prozent gezahlt.
Der Verzicht auf eine Senkung der Gesamtverzinsung ist eine
Demonstration der Stärke. Die Allianz zeigt damit ihre reale Potenz,
aber natürlich ist die Verkündung auch taktischer Natur. Die
Konkurrenz wird noch enger gegen die Wand gedrückt. Klar ist nämlich
auch: Für Lebensversicherer lohnt es sich, aktuell möglichst viele
Mittel anzusaugen. Sollte eine radikale Zinswende kommen, die
Sparbücher wieder konkurrenzfähig macht, wird der Zustrom abrupt
versiegen. Jener Versicherer, der dann mehr Kundengelder angespart
hat, kommt besser durch die Not.
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