Die Festnahme der Finanzchefin des chinesischen
Netzwerkausrüsters Huawei, Wanzhou Meng, hat an den Aktienmärkten das
Fass zum Überlaufen gebracht. Per se ist dies Festnahme sicherlich
keine Nachricht, die den Dax auf das niedrigste Niveau seit zwei
Jahren drücken muss. Doch der Zeitpunkt war aus Sicht der
Aktienmärkte so unglücklich, dass eine negative Reaktion nicht
ausbleiben konnte.
Hatte das US-chinesische Zölle-Moratorium zum Wochenauftakt noch
Hoffnungen geschürt, dass es im Handelsdisput der beiden größten
Volkswirtschaften der Welt in absehbarer Zeit auch zu einer
dauerhaften Lösung kommen würde, könnten diese Hoffnungen nun
möglicherweise dahin sein. Hinzu kommt, dass die Inversion im kurzen
Laufzeitenbereich der US-Zinskurve die latenten
Rezessionsbefürchtungen befeuert hat. Eben diese hatten wiederum
maßgeblich zu den starken Kurseinbußen am Dienstag an der am Mittwoch
geschlossenen Wall Street geführt, so dass die Aktienmärkte in einer
bereits angeschlagenen Verfassung von der Nachricht zu Huawei
getroffen wurden.
Mit den neuerlichen Kurseinbußen tun die Aktienmärkte aber nun zu
viel des Schlechten. Sie unterstellen damit, dass der Handelsdisput
sich zu einem verheerenden Handelskrieg ausweiten wird und nicht
zuletzt deswegen die sich aufgrund der Zinskurve andeutende Rezession
quasi vor der Tür steht. Kurzum: Sie preisen den Worst Case ein.
Dabei ist es alles andere als gewiss, dass er auch eintreten wird.
Die Inversion der US-Zinskurve ist zum einen noch gar nicht
eingetreten. Auch wenn sich dies bald ändern könnte, ist die
Verzinsung der zehnjährigen Treasuries immer noch höher als die der
zweijährigen. Zum anderen ist die Zinskurveninversion in der
Vergangenheit zwar ein zuverlässiger Rezessionsindikator gewesen. Im
Durchschnitt hat es aber mehr als ein Jahr gedauert, bevor eine
Rezession folgte. Zudem ist nicht klar, ob eine schwere Rezession
kommen wird oder eine weniger gravierende, die sich auf eine
Kontraktion in zwei aufeinander folgenden Quartalen beschränkt.
Nicht zuletzt ist Donald Trump so unklug gewesen, sich selbst zur
Hauptursache der zurückliegenden Rekordjagd des amerikanischen
Aktienmarkts zu erklären. Dadurch gerät er nun durch die fallenden
Kurse umso mehr unter Druck. Am Markt wird derzeit nicht eingepreist,
dass der US-Präsident nun ein gesteigertes Interesse haben dürfte,
die Wogen in den Beziehungen zu China zu glätten, um einen
anhaltenden Kursverfall zu verhindern.
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