Börsen-Zeitung: Die fetten Jahre sind vorbei, Kommentar zu BMW von Stefan Kroneck

Der erste Quartalsverlust der Kernsparte von
BMW seit zehn Jahren weckt Erinnerungen an Anfang 2009, als der
Münchner Autohersteller ebenfalls in seinem größten Konzernbereich
tiefrote Zahlen geschrieben hatte. Während aber damals ein
dramatischer Absatzrückgang infolge der Finanzmarktkrise für einen
operativen Fehlbetrag sorgte, schlägt zum Auftakt dieses Jahres vor
allem eine Rückstellung von 1,4 Mrd. Euro für eine drohende
EU-Kartellstrafe ins Kontor.

In den Jahren dazwischen hat der Dax-Konzern eine beeindruckende
Rekordfahrt hingelegt, die ihn in höhere Dimensionen brachte. Die
wachsenden Kosten der technologischen Transformation zeigen dem
erfolgsverwöhnten Vorzeigeunternehmen aber zunehmend seine eigenen
Grenzen in Bezug auf die Profitabilität auf. Zur Vorlage der Zahlen
für Januar bis März versuchte Finanzvorstand Nicolas Peter die
Investoren mit dem Hinweis zu besänftigen, dass ohne die
Milliardenrückstellung die Autosparte eine operative Umsatzrendite
von 5,6 Prozent erreicht hätte.

Das ist jedoch ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass
BMW eigentlich für sich eine Margenbandbreite auf lange Sicht von 8
bis 10 Prozent beansprucht. Davon ist der Konzern aber weit entfernt.
Nach einem Rückgang um 2 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent im vergangenen
Jahr sind ohne die Rückstellung 2019 nur noch 6 bis 8 Prozent
möglich, wie der Vorstand bekräftigte.

Das hat Folgen für die Aktionäre des Unternehmens, die sich auf
eine abermalige Dividendenkürzung einstellen müssen. Das hat aber
auch Folgen für die allgemeine Markterwartung. Analysten müssen nach
den schwachen Quartalszahlen vermutlich ihre Ergebnisschätzungen für
BMW erneut nach unten revidieren.

Die wachsenden Ausgaben für Zukunftstechnologien wie
Elektroantriebe und exogen bedingte Mehrkosten (Stichwort
Handelskonflikt zwischen China und den USA) dämpfen derweil nicht nur
die Ertragskraft von BMW, sondern drücken auch die Erwartungshaltung
der Anleger. Während die BMW-Stammaktie auf dem Niveau zu
Jahresanfang verharrt, legte der deutsche Leitindex seither um 13
Prozent zu.

Zweifellos kann Konzernchef Harald Krüger Asse vorweisen. Ohne das
gut laufende China-Geschäft sähe es operativ bei BMW noch trüber aus.
Im Rahmen des selbst verordneten Sparprogramms hat BMW noch genügend
Spielraum, um unter anderem im Einkauf Kosten zu drücken. Diese
Gegenmaßnahmen können aber die Dürreperiode in den Ergebnissen nicht
rasch beenden. Die fetten Jahre sind bei BMW vorerst vorbei.

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