Die Offerte des Staatsriesen Chemchina für den
Agrarchemiekonzern Syngenta über rund 40 Mrd. Euro verheißt den
bislang mit Abstand größten Auslandseinkauf eines chinesischen
Unternehmens. Er kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Chinas
Währung steht erstmals seit langem unter Abwertungsdruck. Auch sieht
man sich einer Kapitalabflussproblematik gegenüber. So gesehen ist
eine bombastische Auslandsakquisition durch ein chinesisches
Staatsunternehmen und ihr Niederschlag in der Devisenflussrechnung
eigentlich eher ein weiterer Schlag ins Kontor.
Der Vorstoß von Chemchina bei Syngenta wird in Peking dennoch
freudig begrüßt, denn er dient anderen Zielen, die auf der
Prioritätenliste der Reformplaner weit oben stehen. Man will aus den
zahlreichen, der Zentralregierung unterstehenden Unternehmen durch
Fusionen schlagkräftigere Einheiten formen. Und man möchte via eine
Globalisierungsoffensive, zu der selbstverständlich auch
Akquisitionen gehören, einer technologischen Aufrüstung und
Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Vorschub leisten,
die unter dem Motto „Made in China 2025“ läuft.
Die Übernahme von Syngenta verspricht in einigen Aspekten die von
Chinesen so gerne betonte „Win-win-Situation“: So darf sich Syngenta,
die sich Avancen des US-Rivalen Monsanto entzog, die wohl zu einer
Zerschlagung geführt hätten, beim chinesischen Bieter auf einen
stolzen Übernahmepreis und den Erhalt von Strukturen und
Arbeitsplätzen freuen. Für Chemchina winkt neben dem Aufstieg zu
einem der weltgrößten Branchenunternehmen in einem zuletzt sehr
konsolidierungsfreudigen Sektor eine sinnvolle Diversifizierung weg
von der wenig Freude bereitenden Petrochemie.
Für die Pekinger Regierung wiederum, die jüngst erst eine
Aufrüstungsoffensive zur Wachstums- und Produktivitätssteigerung im
Agrarsektor ausrief, ist die Sicherung von Forschungs- und
Entwicklungskapazitäten sowie Patenten rund um Pestizide und Saatgut
ein Grund zum Jubel. Bodenerosion und Umwelteffekte lassen die
landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Reich der Mitte bedrohlich
rasch schwinden. Der Zugang zu biotechnologischen Errungenschaften
ist da im Land mit den meisten Mündern auf der Welt eine nationale
Aufgabe, für die man Staatsunternehmen einsetzt.
Gibt gibt es auch Verlierer? Nun, für Monsanto und auch die
deutschen Branchengrößen BASF und Bayer wird das Chinageschäft in der
Agrarchemie nach dem Syngenta-Deal sicherlich noch um einiges härter.
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