Es mehren sich die Anzeichen, dass die Deutsche
Bank ihre Tochter Postbank abstoßen will, um die Bilanzsumme zu
reduzieren und die Ertragskraft zu erhöhen. Eine Abtrennung sehen
zwei von drei Szenarien vor, welche der Vorstand dem Aufsichtsrat nun
präsentiert hat: Zur Debatte steht erstens, die Postbank voll zu
integrieren, zweitens, die Tochter zu veräußern, und drittens eine
Separation gleich des gesamten Privatkundengeschäfts. An
Kostensenkungen wird in keinem der Fälle ein Weg vorbei führen.
Vor allem die Aussicht auf eine Teilung in eine Investment- und
eine Retail Bank hat den Kurs am Montag getrieben. Tatsächlich wäre
es die schlechteste Variante. Denn sie würde eben jene
Trennbankenstruktur vorwegnehmen, gegen die Co-Chef Jürgen Fitschen
verbal zu Felde zieht. Mit guten Gründen: Verlässt das Massengeschäft
den Konzern, entfällt der Quervertrieb. Im Bereich Private & Business
Clients etwa bestehen die Kundendepots großenteils aus Produkten des
hauseigenen Investment Banking. Weitere Herausforderungen kämen
hinzu, etwa jene, stille Reserven offenzulegen und zu versteuern
sowie Vorbehalte der Politik vor einer wieder riskanteren Deutschen
Bank zu relativieren.
Auch der Abschied allein von der Postbank birgt Fallstricke, nicht
nur, weil sie veräußert würde in einer Zeit, in der die Bewertung von
Retailbanken kaum mehr fallen kann. Das Institut gäbe sich erneut
einer Ergebnisvolatilität hin, welche der Postbank-Kauf hatte dämpfen
sollen. Spätestens wenn die Zinsen steigen und das Retail Banking
floriert, wird sich die Bank wieder eine starke Präsenz im
Massengeschäft wünschen.
Noch 2010 ließ man sich die Postbank letztlich rund 6,5 Mrd. Euro
kosten. Nun steht sie scheinbar der Strategie im Wege – auch dank
solcher Kapriolen kann man Renditeziele verfehlen. Es kommt nicht nur
darauf an, die richtige Strategie zu haben. Man muss sie auch richtig
umsetzen. Im Ausland macht etwa BNP Paribas der Bank vor, wie
Investment Banking und Massengeschäft in einer Universalbank
funktioniert. Im Inland zeigt ihr die Targobank, was Effizienz im
Retail Banking heißt: Die Crédit-Mutuel-Tochter hat eine
Kosten-Ertrags-Quote von 68%, das Privatkundengeschäft der Deutschen
Bank zeigt 80%. Spannend wäre es zu sehen, was eine
Postbank-Integration brächte, würde die Bank mit ihr Ernst machen.
Inzwischen ist aber eine Erwartungshaltung entstanden, angesichts
deren sich das Management, nach drei Kapitalerhöhungen binnen fünf
Jahren, wohl nicht trauen wird, die Aktionäre ein weiteres Mal um
Geduld zu bitten.
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