Als Ruth Porat, damals Finanzchefin von Morgan 
Stanley, vor drei Jahren zum Internetkonzern Alphabet wechselte, 
stand der Betreiber der größten Internet-Suchmaschine bei Investoren 
in dem Ruf, die sprudelnden Gewinne aus dem Geschäft mit 
Online-Werbung mit vollen Händen auszugeben und unter anderem in 
sogenannten „Moonshot“-Projekten zu verbuddeln, deren 
Ertragsmöglichkeiten genauso ungefähr definiert schienen wie ihre 
Erfolgschancen. Dieses Image hat sich unter Porat grundlegend 
gewandelt. Mehr Transparenz und Kostendisziplin haben mit dazu 
beigetragen, dass sich der Börsenwert des Konzerns in den  
vergangenen 36 Monaten verdoppelte und Alphabet zeitweise sogar  
Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen überholte.
   Wie weit das neu hinzu gewonnene Investorenvertrauen reicht, wird 
sich in den nächsten Monaten herausstellen. Denn Alphabet hat die 
Bremsen gelöst und ihre Kapitalinvestitionen zum Jahresauftakt glatt 
verdreifacht. Auch ohne einen milliardenschweren Immobilienkauf in 
Manhattan hätten sich die Ausgaben verdoppelt und über den 
Erwartungen gelegen. Der Aufwand für Vertrieb und Marketing ist zum 
Jahresauftakt um ein Drittel und ebenfalls schneller als erwartet 
geklettert.
   Die Finanzchefin machte deutlich, dass es sich bei dem 
Ausgabensprung nicht um ein Einmalereignis handelte. „Die vor uns 
liegenden Möglichkeiten sind ziemlich außergewöhnlich, und wir 
fokussieren uns weiter auf Investitionen, die das langfristige 
Wachstum von Umsatz und Gewinn unterstützen“, erklärte Porat. Frei 
übersetzt aus dem CFO-Sprech lautet die Ansage an Investoren, dass 
Alphabet künftig ein bisschen wie der Online-Händler Amazon sein 
will, was sich im ersten Quartal an einer empfindlich geschrumpften 
operativen Marge ablesen lässt.
   Im Vergleich mit Amazon, die seit Jahren den Großteil ihrer 
Gewinne in immer neue Geschäftsfelder steckt und meistens einstellige
Margen ausweist, ist die Profitabilität von Alphabet fürstlich. Die 
Investoren reagierten auf Porats Ansage dennoch irritiert, obwohl 
Alphabet mit Umsatz und Gewinn zum Jahresauftakt die Erwartungen 
übertraf. Nach dem Vertrauen in die Finanzchefin müssen sie jetzt 
Zutrauen fassen, dass sich die zusätzlichen Investitionen bald 
auszahlen werden. Amazon hat ihren Investoren diesen Glauben über 
viele Jahre eingeimpft und auch deshalb Alphabet in Geschäftsfeldern 
wie Cloud Computing, das enorme Investitionen in Rechenzentren 
erfordert, abgehängt.
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