Börsen-Zeitung: Ein herber Verlust, Kommentar zu Apple von Sebastian Schmid

Das Ende der Ära Steve Jobs bei Apple kommt
nicht ganz unerwartet. Der Mitgründer, der 1997 kurz vor der Pleite
an die Apple-Spitze zurückkehrte und den IT-Konzern binnen vierzehn
Jahren zum teuersten der Welt machte, befindet sich seit Monaten in
krankheitsbedingter Auszeit. Mit Tim Cook, der Jobs bereits mehrfach
vertreten hat, wurde der vom iGod empfohlene Nachfolger ernannt.
Insofern überrascht nicht, dass die Aktie am Donnerstag nahezu
unverändert notierte.

Jobs kann sein Unternehmen in Bestform übergeben. Umsatz und
Ergebnis eilen seit Jahren von Rekord zu Rekord. Selbst in der
Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ist Apple weiter gewachsen.
Mit iPhone und iPad verfügt der Konzern aus Cupertino zudem über zwei
hochprofitable Verkaufsschlager in weiter wachstumsstarken Märkten.
Das iPad dominiert die Tablet-Konkurrenz mit einem geschätzten
Marktanteil von mehr als 70%. Ein neues iPhone soll bereits in der
Pipeline liegen, sodass Marktbeobachter mit einem starken zweiten
Halbjahr rechnen.

Eine Lücke, die den geschäftlichen Erfolg von Apple unmittelbar
gefährden würde, tut sich am Ende der Jobs-Ära demnach nicht auf. Ob
der Konzern auch ohne den visionären Mitgründer an der Spitze die
Vorreiterrolle in der Branche halten kann, ist indes mit einem
Fragezeichen zu versehen. Allein im vergangenen Jahrzehnt hat Apple
wenigstens drei industrieprägende Produkte lanciert: Mit dem iPod
wird seit 2001 der Markt für portable, digitale Musikabspielgeräte
dominiert. Das iPhone zeigt der Konkurrenz seit 2007, wie ein
Smartphone auszusehen und zu funktionieren hat. Und der noch junge
Markt für Tablet-PC wurde im vergangenen Jahr mit dem iPad erst
begründet.

Apple ist dank dieser Verkaufsschlager unter der Führung von Jobs
ein einzigartiges Comeback gelungen – vom gefallenen Star des frühen
PC-Zeitalters zum milliardenschweren König der Computerindustrie.
Knapp 80 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln hat der Konzern mittlerweile
angesammelt. Nach Börsenwert wurde der lange Jahre übermächtige
Rivale Microsoft längst abgehängt. Zwischenzeitlich war Apple sogar
der teuerste Konzern der Welt.

Doch nicht nur Apples Aktionäre haben von der Ära Steve Jobs
profitiert. Firmen wie Google, HTC oder Samsung verdienen
mittlerweile sehr gut daran, auf den Feldern zu grasen, die Apple
unter Jobs zuvor anlegen konnte. Sein Abschied ist ein herber
Verlust: In erster Linie zwar für Apple, mit Sicherheit aber auch für
die ganze Industrie.

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