Keine Bank der Welt und erst recht nicht die
Deutsche Bank zahlt mal so eben fast eine Milliarde Euro, um eine
unglückliche Interviewäußerung oder eine nur lästige Angelegenheit
endlich aus der Welt zu schaffen. Vor ihren Aktionären kann die Bank
die Vergleichszahlung von insgesamt 925 Mill. Euro nur rechtfertigen,
wenn damit „Schlimmeres“ verhindert wurde. Dieses „Schlimmere“ drohte
in der Tat am Ende des Schadenersatzprozesses vor dem
Oberlandesgericht (OLG) München, in dem die Deutsche Bank bereits zur
Zahlung verurteilt war, die Höhe aber noch nicht feststand.
Denn die Karten der Deutschen Bank in diesem seit zwölf Jahren
laufenden zivilrechtlichen Poker hatten sich nach den letzten
Durchsuchungen in der Bank, den daraus gewonnenen neuen Erkenntnissen
und den geänderten Aussagen involvierter ehemaliger und amtierender
Vorstände vor Gericht dramatisch verschlechtert. Das Risiko, vom OLG
am Ende zu einer wesentlich höheren Schadenersatzzahlung an die
Kirch-Seite verdonnert zu werden, war deutlich gestiegen.
Entsprechend erleichtert gab man sich gestern in der Bank über den
vereinbarten Vergleich, den der Vorstand noch vor zwei Jahren zu
ähnlichen Konditionen abgelehnt hatte.
Selbst ein Erfolg der Nichtzulassungsbeschwerde der Bank zum
OLG-Urteil beim Bundesgerichtshof, deren Entscheidung kurz
bevorstand, hätte für die Deutsche Bank einen Pyrrhussieg bedeutet.
Denn dann wäre die Kirch-Auseinandersetzung zum Schrecken ohne Ende
geworden, hätte der Schadenersatzprozess vor dem Münchener OLG neu
aufgerollt werden müssen – bei verschlechterter Position der Bank.
Dies alles hat wohl vor allem Co-CEO Anshu Jain bewogen, die Causa
Kirch mit ihren rund zwei Dutzend Verfahren durch den Vergleich
endlich zu einem Ende zu bringen, zumal er persönlich – anders als
sein CEO-Kollege Jürgen Fitschen und Vorstandsmitglied Stephan
Leithner – nicht in die Sache verwickelt ist.
Die Geldzahlung freilich ist die leichtere Übung für die Bank in
dieser Angelegenheit, zumal in Gestalt der nachträglichen Belastung
des von den Märkten längst abgehakten Geschäftsjahres 2013. Da hatte
die Bank schon ganz andere Summen zu verdauen.
Viel heikler für Vorstand und Aufsichtsrat der Bank ist dagegen
die jetzt zum Thema werdende Regressforderung der Bank gegen ihren
ehemaligen Vorstandssprecher Breuer. In Konstellation und möglicher
Dimension ein Novum in Deutschland. Man kann sich die Diskussion
hierzu in der nächsten Hauptversammlung schon ausmalen. Aber das
betrifft die Vergangenheit. Sprengkraft für die Zukunft des um
Kulturwandel bemühten Instituts bergen dagegen die strafrechtlichen
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ehemalige und amtierende
Vorstände wegen uneidlicher Falschaussage und Prozessbetrugs. Denn
diese Hypothek lässt sich durch kein Geld der Welt abtragen.
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