Börsen-Zeitung: Eine normalere Bank, Kommentar von Bernd Neubacher zum Halbjahresergebnis der Deutschen Bank

Auf solch ein Signal dürften viele
Marktteilnehmer gewartet haben: Die Deutsche Bank wird normaler. Das
Institut, das im Startquartal unheimliche 93% des Vorsteuergewinns in
der Kerneinheit Corporate Banking & Securities erwirtschaftet hatte,
verbreitert seine Ertragsbasis. Im jüngsten Dreimonatszeitraum trugen
die zuletzt zu Randeinheiten degradierten Sparten Global Transaction
Banking, Asset and Wealth Management sowie Private & Business Clients
zusammen fast ebenso stark zum Segmentertrag und -ergebnis bei wie
die Handels- und Investment-Banking-Abteilung des Instituts.

Zyniker werden einwenden, dass sich diese Balance auch erreichen
lässt, wenn man das Investment Banking tüchtig eindampft. Und in der
Tat laufen die Geschäfte dort nicht mehr so blendend wie, dank
historischer Krisenmaßnahmen, noch vor Jahresfrist. Die Fortschritte
in den anderen Einheiten aber sind unverkennbar: Da glänzt das Global
Transaction Banking, selbst wenn man die ertragswirksame Erfassung
von negativem Goodwill aus der Übernahme von ABN-Amro-Aktivitäten
herausrechnet, mit einem Gewinnsprung, während das entsprechende
Ergebnis bei den Rivalen Citigroup und J.P.Morgan auf der Stelle
tritt. Das Asset and Wealth Management dreht in die schwarzen Zahlen,
im Geschäft mit Firmen- und Privatkunden hat sich das Ergebnis
derweil gut vervierfacht.

Zugegeben: Der Vergleich zum Vorjahresquartal fördert rasch
zutage, dass dabei vor allem Basiseffekte eine Rolle spielen. So war
das Global Transaction Banking den Konkurrenten damals
hinterhergehinkt. Das Asset and Wealth Management war infolge von
Wertberichtigungen in die Verlustzone gerutscht, und das Privat- und
Firmenkundengeschäft war vor Jahresfrist belastet worden durch
Abfindungszahlungen im Zuge einer Restrukturierung sowie durch
Sonderleistungen an den Pensions-Sicherungs-Verein und den
Einlagensicherungsfonds. Sei“s drum: Zu den vom Markt erwarteten
Ergebnissen liefert die Deutsche Bank nun auch die – schon lange
geforderte – Ergebnisqualität.

Auf einem anderen Blatt steht, ob solche Resultate es
Vorstandschef Josef Ackermann erlauben, am Ziel einer
Eigenkapitalrendite von 25% vor Steuern festzuhalten. Im jüngsten
Quartal landete das Haus, auch weil es sein Kernkapital aufbaute, bei
13%.

(Börsen-Zeitung, 28.7.2010)

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