Lage schlecht und Stimmung prächtig – so stellt
sich, überspitzt, die deutsche Volkswirtschaft aktuell dar. Während
die jüngsten harten Daten zu Auftragseingang und Industrieproduktion
in der größten Volkswirtschaft des Euroraums allesamt enttäuschten,
klettern die Umfrageindikatoren wie Sentix, Einkaufsmanagerindex,
ZEW-Erwartungen und heute aller Wahrscheinlichkeit nach auch das
Ifo-Geschäftsklima. Zum Teil auf mehrjährige Hochs.
Schafft sich also Deutschland durch platte Autosuggestion aus der
Flaute der vergangenen Monate heraus, in die es vor dem Hintergrund
der nur langsam sich entspannenden und latent immer noch drohenden
Finanz- und Schuldenkrise in der Eurozone und der Wachstumsschwäche
auf einigen wichtigen Absatzmärkten geraten war? Die Bundesbank etwa
meint, nein. Sie ist der Ansicht, dass die derzeitige konjunkturelle
Lage wesentlich besser sei, als die amtlichen Daten zu Produktion und
Ordereingang vermuten lassen. Und sie führt überzeugende Argumente
an: Es gab im Oktober einen Brückentagseffekt, den die Statistik
nicht ausreichend eliminieren kann, auch wenn er immer wieder mal
vorkommt. Zudem kam es zu vorübergehender Kurzarbeit in Teilen der
Automobilindustrie. In den kommenden Wochen dürfte aber hier schon
wieder fleißiger gewerkelt werden. Die deutschen Hersteller sind
jedenfalls guter Dinge.
Guter Dinge sind auch die Finanzexperten, was die Aussichten für
die gesamte Konjunktur angeht, wie die jüngste Umfrage des Zentrums
für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Analysten und
Großanlegern zeigt. Und was die Börsenfachleute mit Blick auf die
nächsten sechs Monate voraussagen, projizieren die Auguren bei
Bundesbank, Geschäftsbanken und in den Forschungsinstituten
einvernehmlich auch auf den Rest des kommenden Jahres: Deutschland
wird einen robusten Aufschwung erleben.
Auch hierfür sind die Argumente überzeugend. Die rekordhohe
Beschäftigung und reale Lohngewinne haben den deutschen Privatkonsum
beschleunigt, sodass er immer dann das Wirtschaftswachstum
stabilisieren konnte, wenn grade mal der Exportmotor stotterte oder
die Firmen die Investitionen regelrecht verweigerten. Auch hier steht
Besserung an: Die Investitionsneigung der deutschen Unternehmen
scheint zu erwachen, und die sich belebende globale Nachfrage weitet
den Außenbeitrag zum Wirtschaftswachstum in Deutschland nur deswegen
nicht aus, weil die lebhafte Binnenkonjunktur auch die Importe
anregt. Der Aufschwung kann kommen.
(Börsen-Zeitung, 18.12.2013)
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