Börsen-Zeitung: Es tut sich was, Kommentar zum angekündigten Rückzug der Opel-Konzernschwester Chevrolet aus Europa, von Gerhard Bläske.

Bei Opel tut sich was. Endlich! Jahrelang machte
die Marke mit dem eingekreisten Blitz nur Negativschlagzeilen. Absatz
und Marktanteile gingen immer weiter in den Keller, die Verluste
wurden immer größer. Sogar das Ende der Marke stand auf der
Tagesordnung. So weit kam es nicht. Doch das Werk Bochum wird
geschlossen und die Stimmung im Unternehmen war am Boden. Dabei sind
Autos wie der Insignia oder der Zafira deutlich besser als ihr Ruf.

Seit einigen Monaten herrscht jedoch Aufbruchstimmung, und die hat
einen Namen: Karl-Thomas Neumann. Der frühere VW-Manager will die
Marke aufpolieren. Erste Erfolge sind sichtbar: Der Absatzrückgang
ist gestoppt, der Marktanteil wächst wieder und die Verluste sind
nicht mehr so hoch wie früher. Auch für das Russland-Geschäft soll
Opel künftig in der General-Motors-Gruppe verantwortlich sein. Damit
hat man wenigstens eine Wachstumsregion außerhalb des geschrumpften
europäischen Marktes.

Eine weitere gute Nachricht für Opel gab es gestern: Die
Konzernschwester Chevrolet zieht sich aus Europa zurück. Zwar war
deren Marktanteil auf dem Alten Kontinent stets gering und die
Absatzzahlen sind zuletzt sogar stark gesunken. Doch wenn sich ein
Konkurrent zurückzieht, ist das gut für Opel, auch wenn nicht alle
Chevy-Käufer auf Opel umsteigen werden.

Die Konkurrenz auf dem siechen europäischen Markt ist noch immer
groß. Neben dem VW-Konzern tummeln sich im Opel-Segment auch Peugeot
Citroën, Renault, Fiat, Ford, die Japaner und die Koreaner. Doch mit
attraktiven Modellen kann die Nummer 3 in Europa vielleicht das
Momentum nutzen und sich höher positionieren.

Es soll Neumann selbst gewesen sein, der in Detroit den Rückzug
von Chevrolet zumindest mit befördert hat. Egal wie: Nach Jahrzehnten
gibt es wieder einen Opel-Chef mit einem guten Draht in die
GM-Konzernzentrale. Um das zerschlagene Porzellan zu kitten und den
Ruf wieder aufzupolieren, braucht es viel Zeit, Geduld und
Durchhaltevermögen. Opel hat zusätzliche Verantwortung übertragen
bekommen, stellt neue Ingenieure ein und hat Geld erhalten, um wieder
in die Offensive gehen zu können.

Ob das klappt, ist völlig offen. Doch zumindest scheint es die
Konzernmutter diesmal ernst zu meinen, und mit Neumann steht ein
durchsetzungskräftiger und entschlossener Manager an der Opel-Spitze,
der was reißen will. Aber dieser Schuss muss sitzen, denn es ist die
wohl letzte Chance für Opel, den Blitz wieder zum Glänzen zu bringen.

(Börsen-Zeitung, 6.12.2013)

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