Börsen-Zeitung: „Fels in der Brandung“ Kommentar von Kai Johannsen zum Engagement des Europäischen Rettungsfonds auf dem Anleihemarkt

Scharfe Kursverluste an den Aktienmärkten,
extrem ansteigende Volatilitäten, einbrechende Notierungen bei den
Kryptowährungen, steigende Bondrenditen und ausgeweitete Spreads bei
den Staatsanleihen der Eurozonenperipherie und damit einhergehend
eine nicht gerade unerhebliche Nervosität der Finanzmarktakteure, die
die bange Frage beschäftigt: Kommt bald der nächste große
Aktiencrash? Das ist die derzeitige Gemengelage an den
internationalen Finanzmärkten, mit der auch Griechenland konfrontiert
ist. Die Griechen wollen an den Anleihemärkten wieder auf eigenen
Beinen stehen, sich also wieder selbst mit Geld versorgen, und
deshalb wollten sie in diesen Tagen mal einen Testballon steigen
lassen, ob das funktioniert. Angesichts der Marktlage entschieden
sich dazu, mit ihrem Bond-Deal on hold zu gehen. Jetzt wird von Tag
zu Tag geschaut, ob sich die Märkte soweit beruhigen, dass der
Auftritt ohne Bruchlandung über die Bühne gehen könnte.

Solche Marktphasen sind bekannt, und vor allem sind sie den
Anlegern aus der Staatsschuldenkrise bekannt. Länder wurden von den
Anleihemärkten abgeschnitten, hatten keinerlei Chance mehr, aus
eigener Kraft an frisches Kapital zu kommen. Das war die Situation,
als der europäische Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability
Facility) und später der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ins
Leben gerufen wurden. Kalin Anev Janse, der niederländische
Funding-Chef der Eurostaatenretter, hat schon mehrfach betont, dass
die in Luxemburg beheimateten Rettungsinstitutionen genau dann noch
Geld besorgen können müssen, wenn andere – nämlich Staaten – genau
das nicht mehr können.

Und in genau dieser Marktsituation, in der Griechenland in Sachen
Gelbeschaffung vorerst das Handtuch geworfen hat und in Warteposition
ging, sind die Euroretter wieder einmal an den Markt gegangen und
haben der Investorenöffentlichkeit einmal mehr klargemacht, wer sie
sind: der Fels in der Brandung. EFSF und ESM kommen in turbulenten
Märkten und bei stark verunsicherten Investoren immer noch an Geld.
Denn wer für eine zehnjährige Anleihe in einer guten halben Stunde
mehr als 10 Mrd. Euro an Ordervolumen generieren und nach rund einer
Stunde die Transaktion mit einem Orderbuch von gut 14 Mrd. Euro
bereits abschließen kann, der hat unmissverständlich klargestellt,
wer er ist und für wen die Investoren einen auch halten: eine
ausgesprochen sichere Adresse in Europa, der die Investoren
vertrauen. Guter Job, Anev Janse, und dieses Marktumfeld war genau
das richtige Timing.

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