Für Linde läuft es gut. Auf dem Weg zur
angestrebten Fusion mit Praxair machen die beiden
Industriegasekonzerne dank der Verkäufe von Unternehmensteilen
Fortschritte. Und auch im eigentlichen Geschäft kommt Linde voran.
Das stärkt die Position der Münchner für einen gemeinsamen
deutsch-amerikanischen Konzern.
Die Gasesparte von Linde erzielte im zweiten Quartal in Folge eine
operative Marge von etwas mehr als 30%. Damit verkleinert sich die
Lücke zu Prax-air. Das US-Unternehmen wies zuletzt gut 33% aus. Linde
verdankt dies unter anderem dem Effizienz- und Sparprogramm Lift, das
offensichtlich wirkt.
Dass sich auch der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 15 positiv
in der Ergebnismarge von Linde niederschlägt, fällt kaum ins Gewicht.
Der transatlantische Renditevergleich hinkt ohnehin wegen der
unterschiedlichen Vorschriften: IFRS hier, US-GAAP dort.
Die Leitung von Praxair mit CEO Steve Angel und CFO Matthew White
stellte von Anfang an klar, dass allein Linde in Sachen
Profitabilität nachzuarbeiten habe. Der deutsche Partner erledigt
nach und nach seine Hausaufgaben. Die Verbesserungen dürften
allerdings alle Linde-Aktionäre bestätigen, die das
Umtauschverhältnis der Anteile für die Fusion als – vorsichtig
ausgedrückt – unvorteilhaft kritisieren.
Das Management von Praxair nimmt besonders das Medizingasegeschäft
von Linde in den USA und den Anlagenbau ins Visier. Auf beiden
Feldern ist der US-Konzern kaum aktiv. Dagegen kämpft Linde mit den
reduzierten Preisen im Gesundheitssystem der USA, so dass trotz
eines höheren Absatzes der Erlös nur stabil bleibt.
Im Anlagenbau belebt sich das lange vom niedrigen Ölpreis
gebeutelte Geschäft. In der ersten Hälfte dieses Jahres steigerte
Linde hier den Auftragseingang um 60%. Mit der operativen Marge von
10% dürfte das Unternehmen weiterhin Klassenbester sein. Durch die
amerikanische Renditebrille betrachtet ist das verglichen mit dem
Industriegasegeschäft aber nur ein Drittel und damit viel zu wenig.
Der von den zwei Partnern beschlossene Plan, den Anlagenbau
auszugliedern, ist wohl ein Kompromiss, könnte aber der Einstieg zum
Ausstieg sein.
Noch beherrscht die Frage, ob bis Oktober alle
Kartellgenehmigungen vorliegen, das Projekt. Kommt es zum
Zusammenschluss, ginge es aber bald darum, wie schnell und rigoros
die amerikanische Seite ihren Führungs- und Machtanspruch durchsetzt.
(Börsen-Zeitung, 26.07.2018)
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