Börsen-Zeitung: Fototermin im Weißen Haus / Kommentar zum Treffen der deutschen Autobosse mit US-Präsident Trump von Stefan Paravicini

Auf diesen Termin hätten die Spitzen der drei
großen deutschen Autokonzerne wohl gern verzichtet. Doch wer schlägt
schon eine Einladung des US-Präsidenten aus? Also werden BMW, Daimler
und Volkswagen heute geschlossen im Weißen Haus zu Gesprächen mit
Vertretern der US-Administration antreten. Für Daimler und
Volkswagen fahren die Konzernchefs Dieter Zetsche und Herbert Diess
vor. BMW, der größte Exporteur von Autos „made in the USA“, lässt
sich von CFO Nicolas Peter vertreten.

Das Treffen ist nicht nur deshalb heikel, weil man an der Seite
des US-Präsidenten schnell zum Sidekick für einen Fototermin
degradiert wird. Wer wissen will, wie sich das anfühlt, fragt am
besten bei Siemens-Chef Joe Kaeser nach. Der Termin ist deshalb
riskant, weil die Automanager einbestellt werden, während der
Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA
wieder zu eskalieren droht, da Trump in der vergangenen Woche erneut
die Einführung von Autozöllen in Aussicht gestellt hat. Kurz zuvor
hatte der US-Autobauer General Motors mit der Ankündigung von
Stellenstreichungen und Fabrikschließungen in den USA den Präsidenten
erbost.

Neue Energie für den Handelsstreit mit der EU kann Trump auch
deshalb mobilisieren, weil er im Konflikt mit China die Zeichen
gerade auf Entspannung gestellt hat. Vor diesem Hintergrund kommen
die Spitzenmanager der deutschen Autobauer nach Washington, die
Trump schon im Präsidentschaftswahlkampf 2016 aufs Korn genommen hat.
In den geplanten Gesprächen müssen sie aufpassen, nicht zwischen
die politischen Fronten zu geraten. Mit Brüssel und Berlin habe man
sich abgesprochen, heißt es in den Firmenzentralen dazu.

Das Treffen ist aber auch eine Chance. Um in Washington gute
Stimmung zu machen, sind nämlich keine großen Konzessionen nötig, wie
der chinesische Staatschef Xi Jinping unter Beweis gestellt hat. Über
die Substanz seines Treffens mit Trump am Rande der G20 gibt es
unterschiedliche Auffassungen, die Einträge des US-Präsidenten in den
sozialen Medien dazu strotzen aber vor guter Laune.

Mit einem ähnlichen Ergebnis wären die deutschen Automanager
heute auch zufrieden. Wenn es richtig gut läuft, kündigt Trump via
Twitter sogar den Verzicht auf höhere US-Einfuhrzölle an, nachdem er
den deutschen Autowerten zum Wochenauftakt schon mit der Ankündigung
von sinkenden chinesischen Importzöllen auf die Sprünge geholfen
hat. Die Verhandlungen zwischen den USA und der EU laufen nach dem
Fototermin weiter.

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