Axel Weber darf sich auf seinen neuen Job
freuen. Mit der UBS, in deren Verwaltungsrat er zunächst als Vize
einziehen soll, um dann 2013 den Vorsitz zu übernehmen, hat sich der
frühere Bundesbankpräsident offenbar eine ganz feine Adresse
ausgesucht. Vorausgesetzt, es gibt die UBS 2013 noch. Aber CEO Oswald
Grübel und sicher auch Investmentbankchef Carsten Kengeter haben ja
alles im Griff: Die fundamentale Stärke der Schweizer Großbank sei
durch das unerlaubte Verzocken von 2 Mrd. Dollar nicht
beeinträchtigt, Kunden seien nicht zu Schaden gekommen (aber
vielleicht Aktionäre, Beschäftigte, Steuerzahler?). Dann ist doch
fast alles in bester Ordnung. Zumal der Verlust recht überschaubar
ist. Immerhin soll vor drei Jahren ein Händler der US-Bank Morgan
Stanley bei einem einzigen Deal in Credit Default Swaps 9 Mrd. Dollar
verjuxt haben, was einem breiteren Publikum erst durch den Bestseller
„The Big Short“ bekannt wurde.
Sicher, wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Aber
im Fall UBS hat der Spaß längst aufgehört. Diese Bank, die ohne
staatliche Multimilliardenhilfe bereits 2008 untergegangen wäre,
produziert Skandale am laufenden Band. Schon im Jahr zuvor hatte der
damalige Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel in Anbetracht
neuerlicher Subprime-Abschreibungen von 10 Mrd. Dollar sogar Anlass
gesehen, sich ausdrücklich zu schämen für das, was sein Haus
angestellt hatte. Viel scheinen die Eidgenossen seither nicht
dazugelernt zu haben.
Die UBS wird sich auch nicht mit dem Hinweis auf kriminelle
Energie eines Einzeltäters herausreden können, gegen die man immer
mehr oder weniger machtlos sei. Hier hat zweifellos das
Risikomanagement versagt, falls es bei der vormaligen „Union de
Banques Suisses“ so etwas geben sollte. Es stinkt schon zum Himmel,
dass es überhaupt technisch möglich ist, dass ein Händler bei „nicht
autorisierten“ Geschäften 2 Mrd. Dollar verbrennt – und so übrigens
fast die Einsparungen eines Jahres zunichtemacht, die durch das neue,
3500 Stellen kostende Abbauprogramm erreicht werden sollen. Warum
sollten es dann beim nächsten Mal nicht 20 Mrd. Dollar sein, wenn
sich nur irgendwo eine Gegenpartei bzw. ein Komplize findet?
Solche Zustände sind gemeingefährlich. Ob es da reicht, wenn nun
in der Führung Köpfe rollen? Sicherer wäre wohl, man machte gleich
die ganze Bank dicht, bevor sie weiteres Unheil anrichtet. Der
seriösere Teil der Branche kann sich so oder so schon mal bei UBS
bedanken für die politischen Konsequenzen, die dieser Fall auslösen
wird – nicht nur in der Schweiz.
(Börsen-Zeitung, 16.9.2011)
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