Einen noch besseren Start in das neue Jahr hätte
der europäische Primärmarkt für staatliche Schuldpapiere wohl kaum
erwischen können. Den Auftakt machte Irland, ausgerechnet das Land,
das bis Mitte Dezember noch unter dem Schutzschirm von EU und
Internationalem Währungsfonds stand. Die Iren hatte zwar jeder
Bond-Analyst für dieses Jahr auf dem Zettel, aber als Marktöffner?
Damit hatte wohl kaum einer gerechnet. Kaum vorhergesagt hätte wohl
auch nur ein Experte den überragenden Erfolg, den Dublin am Markt
erzielen konnte. Ein Orderbuch von mehr als 14 Mrd. Euro – dem ist
nichts hinzuzufügen. Das fand Nachahmer, die auch nicht lange auf
sich warten ließen. Portugal – ebenfalls für 2014 eingeplant – ließ
sich von der guten Stimmung anstecken und legte ebenfalls ein
Bond-Angebot vor, das die Anleger begehrlich annahmen. 11 Mrd. Euro
Ordervolumen – das braucht sich auch nicht zu verstecken. Spanien
trat ebenfalls noch auf, allerdings war dieser Marktgang fest im
Auktionskalender vermerkt. Die Spanier konnten bei den Anlegern
ebenfalls punkten: Die Renditen sanken, es wurde mehr Kapital als
geplant eingesammelt.
Italien tritt auf
Vervollständigt wird die Riege der schwachen Bond-Kandidaten der
Eurozone zum Wochenauftakt mit Italien. Die italienischen
Schuldenmanager werden den Anlegern drei Bonds anbieten, und zwar die
Laufzeiten Dezember 2016, Mai 2021 und September 2028. Für diese drei
Anleihen kündigten die Italiener ein angestrebtes Gesamtvolumen von
bis zu 8,25 Mrd. Euro an. Und wie gut stehen die Chancen für die
Italiener, das Volumen zu erreichen und das auch noch zu günstigen
Konditionen? Sehr gut, alles andere wäre eine Überraschung und damit
auch eine Enttäuschung für den Markt. Darin sind sich die
Zinsanalysten wohl unisono einig. So gehen etwa die Zinsexperten der
Commerzbank davon aus, dass sich der gute Start in das neue Jahr
entlang des gesamten Emittenten- und Laufzeitenspektrums in der neuen
Handelswoche fortsetzen sollte.
Welche Parameter sprechen für eine derartige Fortsetzung? Da ist
zunächst einmal die Markttechnik zu nennen. Gemeint ist das
Verhältnis von Emissionsvolumen zum Umfang auslaufender Papiere, d.h.
Rückzahlungen von Nominalwerten und Zinskupons. Und das gestaltet
sich für die neue Woche im Bereich der Eurozonen-Staatsanleihen
ausgesprochen günstig. Nach Berechnungen der Commerzbank werden in
den kommenden Tagen Eurozonen-Staatsleihen über rund 20 Mrd. Euro
emittiert. Neben Italien treten die Niederländer, die Deutschen und
nochmals die spanischen Schuldenmanager auf. Dem Markt fließen indes
45 Mrd. Euro aus Nominalwerten und Zinskupons zu. Auf einen Euro, den
die Staaten aufnehmen werden, kommen 2,25 Euro aus fälligen Anleihen
und Zinsen zugeflossen. Da bleibt also noch etwas Raum. Und genau
diesen Raum – sprich freiwerdendes Kapital – wird der eine oder
andere Emittent aus dem staatlichen Adressenbereich sicherlich nutzen
wollen. Damit beginnt die Spekulation, wer denn noch am Markt
kurzerhand auftreten könnte.
Für eine ähnliche Überraschung wie in der abgelaufenen Woche
Portugal könnte in den nächsten Handelstagen zum Beispiel Slowenien
sorgen (vgl. BZ vom 8. Januar). Das Land könnte Liquidität am
Euro-Markt sicherlich nutzen wollen. Dafür spricht beispielsweise,
dass der slowenische Staat in den vergangenen Tagen – und das ist in
der Betriebsamkeit des Marktes ein wenig untergegangen – die
Refinanzierungsvolumina für dieses Jahr bekannt gegeben hat. 3,5 Mrd.
Euro wollen die Slowenen über den Markt 2014 besorgen. Da kommt eine
günstige Marktsituation recht, in der sich bequem schon mal 1 oder
1,5 Mrd. Euro einbuchen lassen.
Unterstützt wird das Primärmarktgeschäft neben der allgemein guten
Investorenstimmung auch durch saisonale Faktoren. Dazu gehören die
traditionell zu dieser Jahreszeit hohen Anlagebeträge in den Reihen
der Versicherer oder Pensionsfonds – Gelder, die danach drängen,
investiert zu werden. Und da die Investoren auf der Suche nach einem
Rendite-Pick-up sind, wird jede Investitionsgelegenheit, die genau
diesen Aufschlag noch bieten kann, gern angenommen. Das begünstigt
auch zum Jahresanfang eine weitere Entwicklung. Auf der Suche nach
dem Pick-up gehen die Anleger die Bonitätenkurve nach unten. High
Yielder kommen somit günstig an Geld. Aber auch Kriseninstitute aus
dem Bankenbereich lassen sich schon wieder am Markt sehen. Jüngstes
Beispiel war die spanische Bankia, die auf reges Interesse stieß.
Auch hier könnte es noch die eine oder andere Überraschung geben.
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