Nach der Ertragsdelle im Frühjahrsquartal konnte
der neue BMW-Vorstandschef Harald Krüger mit deutlichen Zuwächsen bei
Umsatz und Ergebnis in den Sommermonaten nur kurzweilig an der Börse
punkten. Aus Furcht, der Abgasskandal bei Volkswagen könnte noch
größere Dimensionen annehmen, geriet auch die Aktie des
erfolgsverwöhnten Münchner Autokonzerns in den Sog von Dieselgate.
Krüger vermochte die Anleger mit seiner Aussage, BMW bleibe
geschäftlich vom Skandal beim Wettbewerber aus Wolfsburg unberührt,
nicht zu überzeugen.
Vielmehr legte sein Statement bei Vorlage des Zwischenberichts ein
Zeugnis darüber ab, wie nervös man mittlerweile in der deutschen
Autoindustrie in Bezug auf die VW-Affäre geworden ist. Dass
Dieselgate sich noch nicht in den Auslieferungszahlen und in den
Fahrzeugpreisen von BMW niedergeschlagen hat, verwundert nicht, ist
das Desaster doch erst seit wenigen Wochen bekannt. Insofern stochert
auch BMW noch lange Zeit im Nebel, wenn es um die Prognose geht,
welche langfristigen Auswirkungen Dieselgate auf den weltweiten
Wettbewerb in der Branche haben wird.
Auch für BMW ist das eine entscheidende Frage für ihr
Geschäftsmodell, sind doch allein in Deutschland rund 70% aller neu
zugelassenen Fahrzeuge aus der weiß-blauen Autoschmiede mit
Dieselantrieben ausgestattet. Obgleich Krüger derzeit noch an seiner
Strategie feilt, dürfte damit klar sein, dass der Diesel auch künftig
für den Erfolg von BMW eine entscheidende Rolle spielt, würden die
Münchner doch die verschärften EU-Abgasvorschriften ohne diese
Antriebstechnologie klar verfehlen. Die weitere Entwicklung von
Dieselgate ist also ein Gradmesser für Krügers Konzept, die
Vormachtstellung von BMW im Premiumsegment mindestens zu halten oder
bestenfalls auszubauen.
Auf kurze Sicht könnte die Affäre VW dazu verleiten, mit
zusätzlichen Rabatten auf Kundenfang zu gehen, wie die jüngsten
Oktober-Zahlen von Pkw-Neuzulassungen in Deutschland den Autoexperten
Ferdinand Dudenhöffer vermuten lassen. Das dürfte die Margen dämpfen
– und das in einer Zeit, in der die Renditen in den beiden größten
Einzelmärkten China und USA unter starken Druck geraten.
In dieser Gemengelage verweist Krüger auf eine fortschrittliche
Unternehmens- und Führungskultur bei BMW, was ein Seitenhieb auf VW
ist. Wenn „Dialog und Dissens“ dazu beitragen, „grundlegendes
Fehlverhalten zu verhindern“, wie er behauptet, müsste BMW auch unter
seiner Regie in der Spur bleiben.
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