In den vergangenen Tagen war im Markt geradezu
stündlich mit einer Gewinnwarnung der BASF gerechnet worden. Die
Investoren waren auf schlechte Nachrichten aus dem weltgrößten
Chemiekonzern eingestimmt, gleichwohl hat die Korrektur der Prognose
für eine handfeste Überraschung gesorgt. Denn eine so drastische
Kehrtwende hatte man nicht vermutet. War der Hersteller von
Kunststoffen, Additiven und Pflanzenschutzmitteln bislang 2019 von
einer leichten Ergebnissteigerung vor Sondereinflüssen ausgegangen,
wird nun die Hiobsbotschaft verbreitet, dass es ein Einbruch von bis
zu 30% werden könnte. Das hatten die Anleger in ihren kühnsten
Schätzungen nicht erwartet. Entsprechend drastisch fällt die
Kursreaktion in der Aktie des Dax-Unternehmens aus.
BASF hatte sich im Februar nach einem schwachen Vorjahr mit einer
mutigen Gewinnvorhersage aus dem Fenster gelehnt und einen
Kontrapunkt zu Wettbewerbern gesetzt, die damals schon deutlich
verhaltener in die Zukunft blickten. Der Chemiekonzern hatte bei
aller geäußerten Zuversicht jedoch keineswegs die Bodenhaftung
verloren. Das Management bereitete den Markt auf ein schwieriges
erstes Halbjahr vor und machte keinen Hehl daraus, dass die Prognose
ambitioniert ist und der laufende Turnus eine Herausforderung wird.
BASF konnte darauf setzen, aus dem von Bayer erworbenen Saatgut-
und Pflanzenschutzgeschäft ernten zu können. Auch erste Erfolge aus
dem Sparprogramm sollten ihre Wirkung zeigen. Entscheidend für das
Erreichen der Ziele war es jedoch, dass sich der Handelskonflikt
zwischen den USA und China entspannen würde und sich zudem die
Situation in der Automobilindustrie aufhellen würde – die wichtigste
Kundengruppe. Diese Hoffnungen haben sich zerschlagen.
Schon in den ersten sechs Monaten wuchs die globale
Industrieproduktion erheblich langsamer als erwartet. Eine Erholung
der Autoindustrie ist nicht zu erkennen. Dazu kommt eine schwache
Entwicklung der US-amerikanischen Landwirtschaft, die von Unwettern
und Überschwemmungen beeinträchtigt war. Zudem trägt der
Handelsstreit dazu bei, dass der Absatz von US-Soja in China
beeinträchtigt ist. In dem Umfeld musste BASF die Segel streichen.
Die Chemie ist als Lieferant für alle großen Wirtschaftszweige
weltweit eine zyklische Branche und ein Frühindikator für
konjunkturelle Entwicklungen. Entsprechend knallt der Warnschuss der
BASF weit über die Chemieindustrie hinaus.
(Börsen-Zeitung, 10.07.2019)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell