Kennen Sie das noch? Von High Yield (HY) oder 
Hochzins war einmal die Rede, wenn Anleiherendite und mithin 
Kuponzins 8, 9, 10 und manchmal sogar mehr als 10 Prozent betrugen. 
Da riet einem so manches Mal der Anlageberater von einem Kauf ab 
unter Verweis auf die Gefahren, die mit so einem Bond verbunden sein 
könnten. Womöglich könnte man den Kuponzins gar nicht verdienen, weil
der Emittent vorher die Grätsche macht und dann neben dem Zins auch 
noch das eingesetzte Nominal futsch ist. Das war einmal.
   Vor einigen Jahren – also vor dem Quantitative Easing (QE) der 
Notenbanken – sprach man von High Yield, wenn die Rendite bei 5 
Prozent war. Das sackte aber auch alles unter dem Einfluss von QE, 
Crowding-out der Investoren in angrenzende Bondsegmente, in denen 
noch positive Renditen zu verdienen waren, sowie der seit Jahren zu 
beobachtenden Jagd nach Rendite immer mehr gen null.
   Und heute? Was hat das für Spuren am Markt hinterlassen? High 
Yield ist heute 2 bis 3 Prozent Bond-Rendite, aber High Yield heißt 
auch: negative Bondrendite. Wer heute in Hochzinsanleihen Geld 
investiert, muss nicht mehr fürchten, dass sein Geld womöglich einmal
weg ist. Nein, er weiß von vornherein, dass er Geld „verlieren“ wird,
d.h., dass er welches als eine Art Parkgebühr mitbringen muss. Denn 
die High Yielder im besseren Ratingbereich des Ramschniveaus, also 
auf der Stufe „BB“, rentieren mit negativen Sätzen, werfen wie 
Bundesanleihen oder Bonds supranationaler Adressen ebenfalls 
Negativzinsen ab. Renditejagd, Null- und Negativzins der Notenbanken 
lassen grüßen.
   Nun muss man zweifelsohne festhalten, dass dieser Prozess erst am 
Anfang steht. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 
haben das weltweite HY-Universum untersucht. Vor dem Wochenende lagen
zwölf High Yielder im negativen Renditebereich. Dazu gehörten etwa 
zwei Bonds von Fiat Chrysler (Rating „BB+“), die beide in diesem Jahr
auslaufen und bei Renditen von -0,39 Prozent (Fälligkeit: September 
2019) bzw. -0,32 Prozent (Oktober 2019) lagen. Aber auch andere 
klangvolle Namen wie Telecom Italia oder Nokia gehören dazu. Weitere 
High Yielder mit negativen Renditen kommen von Ziggo, Smurfit Kappa, 
Ball Corp, Internat. Game Tech oder Leonardo.
   „Das Phänomen von High-Yield-Bonds mit negativer Rendite bis zur 
Endfälligkeit kann nur in einem Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld 
auftreten. Hiervon sind derzeit aber nur wenige einzelne Bonds mit 
kurzer Restlaufzeit betroffen, deren Emittenten meist über eine 
Bonitätseinstufung am oberen Rand der Kategorie HY verfügen, also 
etwa mit der Note ,BB+–. Festzuhalten ist auch, dass sich die Spreads
zumeist im positiven Bereich befinden“, sagt Matthias Schell, Senior 
Credit Analyst bei der LBBW.
   Der Markt ist durch QE und Renditejagd an den Punkt gekommen, dass
nun auch die ersten besser benoteten High Yielder, die kurz vor der 
Grenze zu Investment Grade stehen, negative Renditen haben. Das kann 
durchaus noch andere Formen annehmen. Schell hat analysiert, dass 
derzeit 20 Prozent des internationalen Investment-Grade-Spektrums von
Unternehmensanleihen im negativen Bereich liegen. In Anbetracht der 
Tatsache, dass sich die Märkte zu noch tieferen negativen Sätzen 
bewegen, lässt sich leicht erahnen, wie es hier weitergeht. 
„Berücksichtigt man nicht nur die Rendite bis zur Endfälligkeit der 
Bonds, sondern auch die Möglichkeit, dass viele HY-Bonds durch 
individuelle in der Bond-Dokumentation vereinbarte Call-Rechte – den 
sogenannten Make-Whole Call – vorzeitig vom Emittenten gekündigt 
werden können, dann findet sich sogar noch ein deutlich größeres 
Spektrum an HY-Bonds mit möglicher negativer Rendite“, sagt Schell.
   Laut dem Experten landen dann weltweit 107 Unternehmensbonds auf 
der Liste mit Negativrenditen, davon 68 in Euro denominierte Bonds 
und 28 im Dollar. In Europa ist das Phänomen besonders ausgeprägt, da
die Renditen hier besonders niedrig sind. Durch die Call-Rechte tritt
eine Konstellation ein, dass der Bond im Vergleich zum aktuellen 
Marktpreis zu geringeren Kursen vom Emittenten zurückgekauft wird. Da
die Europäische Zentralbank in Aussicht gestellt hat, dass nun das 
nächste QE-Kapitel aufgeschlagen wird, wird High Yield noch weiter 
ins Minus rutschen.
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