Börsen-Zeitung: Im Kern stabil / Kommentar zur Geschäftsentwicklung von Infineon von Stefan Kroneck

Knapp drei Monate nach ihrer ersten – aus Sicht
des Marktes allzu forschen – Prognose für 2019 ist Infineon in der
Realität angekommen. Deutschlands größter Halbleiterhersteller
dämpfte die Erwartungen in Bezug auf den Umsatz und das Ergebnis.
Dieser Schritt überraschte nicht. Seit der Bilanzvorlage des Konzerns
Mitte November ist einiges in der Welt passiert: Aufgrund des
Handelskonflikts mit den USA kühlt sich die Konjunktur in China ab.
Anfang dieses Jahres kappte der Technologieriese Apple seine
Umsatzprognose, was unter den Chipwerten ein Kursbeben auslöst.

Infineon kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen, wenn man
berücksichtigt, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt
mittlerweile für ein Viertel der Konzernerlöse steht.

Die gewachsene Vorsicht der Konzernführung von Infineon
untermauert die Furcht der Anleger, dass der jahrelange Boom in der
Halbleiterindustrie zu Ende gehen könnte. Bereits im Herbst nahmen
die Investoren Infineon-Chef Reinhard Ploss den relativ
optimistischen Jahresausblick nicht ab. Die Aktie büßte seinerzeit
fast 8% ein. Am Dienstag, nach Vorlage der Quartalszahlen, notierte
das Papier hingegen zeitweise gut 3% fester, obwohl Ploss und seine
Vorstandskollegen die eigenen Wachstumsansprüche nach unten
schraubten. Mit dem neuen Ausblick können die Anleger offensichtlich
gut leben, spiegelt dieser doch die Möglichkeiten des Unternehmens in
einem schwieriger gewordenen Umfeld besser wider als das, was das
Management zuvor beabsichtigte. Analysten halten an ihren
Kaufempfehlungen für die Aktie fest. Sie trauen dem Unternehmen zu,
Kurs halten zu können.

Genau diese Botschaft transportiert Ploss in den Markt: Ja, auch
Infineon erhält einen Dämpfer, die Ergebnisdynamik lässt etwas nach,
aber das Geschäft und damit die Equity Story bleibt intakt. Trotz
der gedämpften Erwartungen peilt das Dax-Mitglied mit Sitz in
Neubiberg bei München 2019 einen Rekord an. Die Erlöse und der
operative Gewinn sollen firmeneigene Bestwerte erreichen. In ihren
Kernaktivitäten Automotive und industrielle Anwendungen – unter
anderem Automatisierungstechnik – ist Infineon operativ nach wie vor
stabil unterwegs.

Was ist aber, wenn die Weltwirtschaft stärker abfällt als bisher
befürchtet? Dann würde das Unternehmen seine Investitionen weiter
kürzen, um zu vermeiden, teure Überkapazitäten aufzubauen, die den
Gewinn schmälern. Ploss ist auf ein solches Szenario mit einem Plan B
vorbereitet. Die Anleger vermutlich ebenso.

(Börsen-Zeitung, 06.02.2019)

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