Börsen-Zeitung: In der Zwickmühle, Kommentar von Heidi Rohde zu den angekündigten Maßnahmen der Telekom bei ihrer US-Tochter

Die Telekom geht in den USA ans Eingemachte:
Offensive im Marketing, neue Vertriebsstrukturen, aggressiver
Preiswettbewerb. Die US-Tochter soll mit geballter Kraft wieder auf
einen Wachstumspfad gebracht werden. Dies auch verbunden mit einer
mittelfristig steigenden Profitabilität, sodass T-Mobile USA die
derzeit weit klaffende Renditelücke zu den beiden größeren
Wettbewerbern AT&T und Verizon Wireless deutlich verkleinern kann.
Dafür wird der Kostengürtel noch mal enger geschnallt.

Die Investoren registrieren den detaillierten Maßnahmenkatalog zu
Recht mit Erleichterung. Denn bei aller Skepsis, ob damit angesichts
eines eher stärker als schwächer werdenden Wettbewerbs die Wende bei
T-Mobile USA gelingen kann, macht sich eine hübsche Tochter nun
einmal besser als eine hässliche, wenn sie dann doch eines Tages auf
die eine oder andere Weise losgeschlagen werden müsste. Sei es durch
ein IPO oder eine Partnerschaft mit Kapitalverflechtung.

Einen solchen Schritt wird die Telekom nicht ausschließen können.
Der Druck der Investoren ist enorm, denn die Misere von T-Mobile USA
lastet auf dem Kurs der T-Aktie. Der Telekom-Vorstand muss sich an
dem Versprechen messen lassen, das er den Anlegern im vergangenen
März gegeben hat. Im Konzern soll bis 2012 eine Rendite auf das
eingesetzte Kapital von 8% erwirtschaftet werden. Daran müssten sich
auch alle Konzerntöchter messen lassen. Wo keine Aussicht bestehe,
dass die Zielgröße absehbar erreicht werde, stehe das Asset zur
Disposition. Folgerichtig zog die Telekom in Großbritannien die
Reißleine und brachte die Tochter in ein Joint Venture ein.

In den USA, wo die Zielgröße – ebenso wie im Gesamtkonzern – nicht
in Sichtweite ist, ist ein vergleichbarer Schritt kaum denkbar. Die
Telekom sitzt dort in der Zwickmühle. Obwohl trotz aller neuen
Initiativen nicht erkennbar ist, wie T-Mobile USA ihre
Größennachteile so weit kompensieren will, dass die Rentabilität an
die der Wettbewerber heranreicht – zumal mittelfristig hohe
Investitionen drohen -, wäre jeder (Teil-)Rückzug fatal. Die Telekom
säße dann auf einem Deutschlandgeschäft im Rückzugsgefecht,
stagnierenden Töchtern in Westeuropa und einem ebenfalls leicht
problembehafteten Portfolio in Osteuropa. Da sieht es mit Impulsen
für die T-Aktie wohl kaum besser aus.

(Börsen-Zeitung, 21.1.2011)

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