Die Börse hat die Ergebnisse von Airbus trotz
einer neuen Rückstellung von 1,3 Mrd. Euro für das A400M-Programm
bejubelt, als habe der Luftfahrtkonzern bereits alle Probleme
überwunden. Davon kann keine Rede sein. Zwar haben sich die
finanziellen Risiken bei dem A400M-Militärtransporter deutlich
verringert. Auch ist das Ende des Riesenfliegers A380 dank des neuen
Großauftrag von Emirates erst einmal abgewendet. Damit aber das
A380-Programm mit einer Produktionsrate von nur sechs Exemplaren pro
Jahr die Ergebnisse nicht verwässert, benötigt Airbus dringend
weitere Aufträge.
Kaum scheint ein Problem überwunden zu sein, taucht schon das
nächste auf. Das beste Beispiel dafür ist der Verkaufsschlager
A320neo. Gerade konnte man meinen, Triebwerkslieferant Pratt &
Whitney (P&W) habe die bestehenden Mängel behoben, da werden neue
Probleme bekannt. Die europäischen und amerikanischen
Flugsicherheitsbehörden warnten vor Problemen mit Triebwerken von
P&W. Deshalb stehen bei Airbus nun zahlreiche A320neos auf dem Hof.
Noch hofft der Flugzeugbauer, dass das Problem schnell gelöst werden
kann, doch Kunden befürchten Verspätungen von mehreren Monaten. Auch
bei CFM, dem zweiten Triebwerkslieferanten des A320neo-Programms,
läuft nicht alles rund. All das könnte das geplante Hochfahren der
Produktion gefährden. Auch für den Ruf von Airbus ist es nicht gerade
förderlich.
Zusätzlich dazu drohen die Schatten der Vergangenheit den Konzern
einzuholen. Im Finanzbericht erklärt er nämlich auch, dass
US-Behörden Informationen zu den Korruptionsermittlungen gegen ihn in
Frankreich und Großbritannien im Zusammenhang mit dem Verkauf von
Verkehrsflugzeugen angefordert haben. Denn diese könnten auch in den
Zuständigkeitsbereich der US-Justiz fallen. Europas größtem Luft- und
Raumfahrtkonzern drohen bereits im Militärgeschäft Strafzahlungen und
Auflagen durch das Justizministerium der Vereinigten Staaten, der
Heimat seines Erzrivalen Boeing. Dabei geht es um US-Technik, die in
Rüstungsprojekten von Airbus verwendet worden ist.
Und als wäre all das nicht genug, müssen auch noch Nachfolger für
Konzernchef Tom Enders und andere führende Manager gefunden werden.
Das Mandat von Enders endet im nächsten Frühjahr und Tom Williams,
COO der Flugzeugsparte, sowie Didier Evrard, Programmchef des
Flugzeugbauers, nähern sich der Pensionierung. Angesichts all dieser
Herausforderungen dürfte Airbus nicht so schnell zur Ruhe kommen.
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