Nach zähem Ringen steht im Gefecht um die
Konsolidierung der Kabelbranche der klare Sieger fest: John Malone,
der US-Medienmogul, der einst die Hand nach dem gesamten Kabelnetz
der Deutschen Telekom ausstreckte, hat sein Ziel erreicht, im
lukrativen deutschen Markt ein großer Player zu werden. Auch wenn der
ganz große Schulterschluss zwischen allen drei Kabelgesellschaften
nicht zustande kam bzw. kommt, verfügt Liberty Global nun hierzulande
über ein schlagkräftiges Geschäft, das von den Skaleneffekten der
Konsolidierung profitieren wird und sich mit neuen Produkten auf
dergrößeren Plattform zusätzliche Marktchancen eröffnet hat.
Die Zugeständnisse an den Wettbewerb in Gestalt einer Öffnung der
bisherigen Knebelverträge mit der Wohnungswirtschaft, die nun ein
Sonderkündigungsrecht erhalten soll, sowie die Aufgabe der
Grundverschlüsselung digitaler TV-Inhalte, kann der neue Kabelriese
verschmerzen. Damit wird den Einwänden des Kartellamts in der Form
Genüge getan. In der Realität jedoch dürften sich die Folgen für
Liberty in Grenzen halten. Zwar können sich die als Partnerbegehrten
Wohnungsbaugesellschaften nun theoretisch nacheinem alternativen
Versorger für TV- und Telekommunikationsdienste umschauen. Jedoch
müsste dieser im Falle der Kündigung eines relativ jungen Vertrages
mit Unitymedia oder Ka-bel BW eine satte Ablösesumme zahlen und
ferner ein Angebot vorlegen, das den Preis der Kabelgesellschaft
unterbietet. Angesichts klarer Kostenvorteile der letzteren – die
Telekom müsste nach Analystenschätzungen drei Mal so viel in die
Infrastruktur investieren, um die gleiche Leistung zu bieten – ist
das wohl Illusion.
Damit stehen auch die Verlierer fest: die Telekombranche, die
jedenfalls in der Wohnungswirtschaft so schnell nicht Fuß fassen wird
und sich mit einem erstarkten Partner im deutschen Breitbandmarkt –
also bei Bündelangeboten aus TV, Internet und Telefonie –
konfrontiert sieht. Düpiert sind auch die großen Fernsehsender. Sky
und ProSiebenSat.1 fürchten nicht zu Unrecht, dass es für sie mit
einem weiteren mächtigen Kabelriesen teurer wird, ihre Programme ins
Netz einzuspeisen – vor allem für Digital-TV, mit dem die drei
Kabelanbieter stark wachsen und gut verdienen.
So dürften die Kabelfirmen in Feierlaune sein. Auch bei Kabel
Deutschland steigt die Stimmung, dort hofft man auf leichteres Spiel
bei den eigenen Konsolidierungszielen, etwa mit der Übernahme der
Wettbewerber Primacom und Telecolumbus. Aber hier wird noch ein
dickes Brett zu bohren sein.
(Börsen-Zeitung, 16.12.2011)
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