Ein bisschen gerappelt hat es schon, aber
insgesamt ist das Wall-Street-Debüt der Kryptowährung Bitcoin mit
Aufnahme des Handels von Terminkontrakten (Futures) durch die
Chicagoer Börse CBOE gut gelungen. Zwei regulär volatilitätsbedingte
Handelsunterbrechungen sowie ein temporärer Zusammenbruch der
CBOE-Webseite konnten bewältigt werden, ohne dass es zu
Panikreaktionen kam. Kontrakte im Wert von rund 40 Mill. Dollar
wurden gehandelt, in der Spitze legten die Notizen der Futures 26
Prozent zu, während der Bitcoin-Spotpreis um 6 Prozent kletterte auf
gut 16.500 Dollar.
Am gefragtesten war der auf Ende Januar 2018 laufende Kontrakt,
bei dem in der ersten Handelssitzung auf einen Stand von 17.810
Dollar gewettet wurde – diese Differenz dürfte einerseits eine
steigende Kurserwartung für Bitcoin-Notizen ausdrücken und
andererseits die Usancen vom Rohstoffhandel widerspiegeln, wo der
Spotpreis zum Beispiel von Öl keine Lagerkosten umfasst. Beim
Bitcoin-Future engte sich die Prämie zum Spotpreis immer weiter ein –
der Markt für den Krypto-Hedge sucht noch Maß und Mitte.
Wobei handfeste Short-Spekulation ja schon allein daran
scheiterten, dass es zunächst nur drei Produkte ohne gekoppelten
Optionshandel gibt und offenbar viele Broker nur Long-Positionen
aufnahmen – für Broker und Clearer sind Bitcoin-Futures mit ihrer
impliziten Hypervolatilität die sprichwörtliche heiße Kartoffel,
könnten sich vorhandene Sicherungssysteme doch als untauglich
erweisen. Um gewappnet zu sein, wurden üppige Sicherheiten (Margins)
verlangt.
Das konnte nach dem Hedge lechzende Investoren freilich nicht
davon abhalten, das Abenteuer unter dem Ticker-Symbol „XBT“ zu wagen.
Ist die Kryptowährung damit am Kapitalmarkt angekommen? Anfang
kommender Woche beginnt der Future-Handel auf der CME, auch die
Nasdaq will nachziehen, Stellungnahmen der ICE lesen sich wie das
Eingeständnis, den Trend verpennt zu haben – c–est la vie. Doch die
Scharte lässt sich gewiss auswetzen, gibt es neben Bitcoin doch
weitere, ordentlich kapitalisierte Kryptowährungen, auf die sich
Produkte aufsetzen lassen.
Die Debatte, ob Wetten auf Bitcoin konform mit Wertpapiermärkten
sein können, ist im Grunde bereits beantwortet: An Handelsplätzen in
London und Tokio lässt sich bereits in beide Richtungen – und das mit
hohem Leverage – auf die Kursentwicklung zum Dollar wetten. Der Markt
sucht sich seinen Weg, die Bitcoin-Party in Chicago ist nur die
aktuelle Manifestation dieses Trends.
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