Mit Blick auf die Volumenhersteller im
europäischen Ausland sprach BMW-Chef Norbert Reithofer bei Vorlage
der Zwischenbilanz Klartext: „Man sollte uns nicht in einen Topf
werfen mit Unternehmen, die nicht so hohe Margen erwirtschaften wie
wir.“ Das saß.
Während etwa PSA Peugeot Citroën und Fiat aufgrund ihrer allzu
einseitigen Ausrichtung auf Europa besonders stark von der Finanz-
und Staatsschuldenkrise gebeutelt sind, kämpfen die global
ausgerichteten deutschen Hersteller hochpreisiger Fahrzeugmodelle mit
Luxusproblemen. Klar, auch BMW, Audi und Mercedes-Benz Cars leiden
unter der Rezession in den südeuropäischen Ländern. Aber das Trio
kann diese Delle dank sehr guter Geschäfte in China locker
überkompensieren. Wenngleich die Wachstumsdynamik im Reich der Mitte
derzeit etwas nachlässt, für die Auto-Edelmarken aus München,
Ingolstadt und Stuttgart ist das kein Grund, in Panik zu verfallen.
Die drei verdienten im ersten Halbjahr recht ordentlich, obgleich
bei BMW und Audi aufgrund gestiegener Anlaufkosten für neue Modelle
und modernere Antriebstechnologien (Stichwort: geringerer
CO2-Ausstoß) die Umsatzrenditen im zweiten Quartal unter Druck
gerieten. Mit operativen Margen von jeweils 11,6% (BMW und Audi)
sowie etwas abgeschlageneren 8,6% (Daimler-Autosparte) operieren die
deutschen Vorzeigeunternehmen aber auf einem Niveau, von dem die
Kleinwagenproduzenten aus Frankreich und Italien nur träumen können.
Angesichts dieser guten Lage irritiert es schon, wenn die
BMW-Konzernspitze sich beim Renditeausblick für das Gesamtjahr ziert.
Keineswegs sollten die Konjunkturrisiken und hohen Entwicklungskosten
ausgeblendet werden, aber die Anleger mit einer Prognose abzuspeisen,
die weit unter der Markterwartung liegt, ist ein Schnitzer, der an
der Börse bestraft wird. Die BMW-Stammaktie sackte nach den
Halbjahreszahlen zeitweise um über 4% ab.
Die Marktreaktion wundert nicht, hat doch Finanzvorstand Friedrich
Eichiner das Ziel 2012 einer operativen Rendite am oberen Ende der
langfristigen Vorgabe von 8 bis 10% fürs Kernsegment nur bekräftigt.
Da müsste schon einiges in der laufenden zweiten Jahreshälfte ins
Rutschten geraten, damit BMW weit unter die Marke von 11% fällt –
etwa in Form eines exogenen Schocks wie im Herbst 2008, als die
Absatzmärkte wegbrachen. Ein solches Szenario ist nur wahrscheinlich,
wenn die Europäischen Währungsunion auseinanderfällt. Oder hat etwa
die BMW-Führung schon eine Vorahnung?
(Börsen-Zeitung, 2.8.2012)
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