Die Konjunkturabkühlung hinterlässt ihre Spuren.
Die Zahl der Unternehmen, die ihre Prognosen kassieren oder
reduzieren, nimmt zu. Das zeigte zuletzt die Autoindustrie. In Zeiten
wachsender Unsicherheit stechen jene Unternehmen am Kapitalmarkt
positiv hervor, die mit robusten Quartalszahlen aufwarten können und
ihre Prognosen bestätigen.
Dazu zählt Airbus. Der europäische Luftfahrtkonzern übertraf mit
einem Gewinnsprung die Analystenschätzungen für den zurückliegenden
Dreimonatsabschnitt deutlich. Die steigenden Absatzzahlen im
Kerngeschäft unterstreichen, dass der neue Konzernchef Guillaume
Faury auf einem guten Weg ist, das selbst gesteckte Gewinnziel 2019
zu erreichen.
Die Entwicklung zeigt, dass Airbus aus den eigenen Fehlern der
Vergangenheit in der Fertigung gelernt hat. Das Desaster mit dem
Prestigeflugzeug A380 ist verarbeitet. Die Zukunft gehört den
modernen Mittelstreckenmaschinen und wendigen Langstreckenflugzeugen.
Die guten Geschäfte mit den Kassenschlagern A320neo und A350
beflügeln das Unternehmen aus Toulouse. Faury und seine Mannschaft
haben den Produktionshochlauf der Airbus-Schlüsselprodukte im Griff.
Das sorgt für steigende Gewinne und einen wachsenden Cash-flow. In
dieser Gemengelage ist es nur folgerichtig, dass die Anleger auf den
europäischen Boeing-Rivalen setzen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie
um die Hälfte an Wert gewonnen. Airbus ist 100 Mrd. Euro schwer.
Im Vergleich zu Boeing sind drohende Zölle im Handelsstreit mit
den USA und aufwendige Umschichtungen in der Fertigungskapazität für
Airbus Luxusprobleme. Der amerikanische Wettbewerber steckt mitten in
einer Krise, wie der Quartalsverlust von 2,9 Mrd. Dollar zeigte. Das
verhängte Flugverbot für das Flugzeugmodell 737 Max nach zwei
Abstürzen mit vielen Toten hat Boeing im Wettstreit um die Herrschaft
am Himmel deutlich zurückgeworfen. In Bezug auf die Zahl der
ausgelieferten Verkehrsflugzeuge wird Airbus den Rivalen in diesem
Jahr erstmals überflügeln.
Dennoch ist der Konzern keine Insel der Glückseligen. Die sich
abkühlende Weltwirtschaft trifft auch Airbus. Das zeigt sich im
Auftragseingang. Im ersten Halbjahr stornierten Fluggesellschaften 33
Maschinen vom Typ A320neo und 40 A350-Modelle. Von den 213
Brutto-Neubestellungen bleiben dadurch nur noch netto 88 übrig.
Diesen Dämpfer kann Faury aber verkraften. Mit insgesamt 7276
Flugzeugen im Auftragsbuch ist Airbus für die nächsten acht Jahre
voll ausgelastet.
(Börsen-Zeitung, 01.08.2019)
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