Versprochen ist versprochen! Jahrelang haben 
sich deutsche Finanzminister über den Wildwuchs bei den 
Mehrwertsteuersätzen in der EU aufgeregt. Aber keiner von ihnen hat 
je Anstoß an den Ermäßigungen genommen, die Frankreich Gastronomen 
gewährt. Immerhin hatte ja einst Gerhard Schröder versprochen, dass 
Deutschland diese Schonung akzeptiert. Und was ein deutscher Kanzler 
einem französischen Präsidenten zusagt, stellen deutsche Minister nie
mehr in Frage. Basta!
   Zweifelsohne ist die deutsch-französische Freundschaft eine ganz 
besondere. Abgesehen von wenigen Reibereien – etwa nach Mitterrands 
Störfeuern gegen die deutsche Einheit – suchten Berlin und Paris 
stets eine engere Abstimmung als mit anderen EU-Partnern. Schließlich
wissen beide Länder nur zu gut, dass ihr dominierender 
gestalterischer Einfluss in der EU auf dieser außergewöhnlichen 
Partnerschaft gründet. Anders gesagt: Ohne den anderen haben beide 
Seiten nicht einmal halb so viel in Europa zu sagen.
   Insofern ist das demonstrative Zusammenrücken von Angela Merkel 
und Emmanuel Macron nicht überraschend, aber in seiner Art und Weise 
bemerkenswert. Schließlich hat Merkel Macron umgehend und 
voraussetzungslos Unterstützung zugesagt. Macron wiederum hat Merkel 
den Gefallen getan, sich offiziell gegen Euro-Bonds auszusprechen – 
auch wenn er sich geschickt mit einem sprachlichen Zusatz Optionen 
offenhielt.
   Merkel und Macron brauchen nicht nur einander, sie passen auch 
recht gut zueinander. Die Kanzlerin findet in Macron einen liberalen 
und offenen politischen Partner, der zugleich zuverlässig zu sein 
scheint. Einer, der nicht so unberechenbar und erratisch agiert wie 
Sarkozy und nicht so verzagt und ermüdend wie Hollande. Macron erhält
dafür postwendend Starthilfe, um sich in Rekordtempo außenpolitisch 
zu profilieren, was ihm bei den Umfragen guttut. Und so spricht 
vieles dafür, dass das Tandem beste Chancen hat, endlich schwierige 
Reformvorhaben der EU voranzubringen, etwa die Vertiefung der 
Währungsunion. Die Kanzlerin scheint auf dem Wege, in Brüssel eine 
deutsche Europapolitik mit starkem französischen Akzent zu vertreten 
– sozusagen als Madame Mèrkel. Schon bald darf man Initiativen für 
die Haushaltspolitik und Finanzpolitik erwarten, die sowohl 
ausreichend Konditionalität für die Deutschen als auch genug 
Flexibilität für die Franzosen beinhalten. Ausgerechnet in Zeiten von
Krisen und Unwägbarkeiten könnte der deutsch-französische Motor 
wieder auf Touren kommen
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