Grüne und nachhaltige Kapitalanlagen sind längst
ein zentrales Thema der internationalen Finanzmärkte. Welche
Wichtigkeit sie mittlerweile haben und in den kommenden fünf Jahren
haben werden, zeigten in diesen Tagen zwei Konferenzen: das
Luxemburger Sustainable Finance Forum und die jährliche Tagung der
International Capital Markets Association in Madrid. Mandy DeFilippo,
Head of Risk Management for Fixed Income & Commodities bei Morgan
Stanley in London, – erstmals in der 50-jährigen Geschichte der
ICMA wurde nun eine Frau an die Spitze des bedeutenden
Kapitalmarktverbandes gewählt – machte in ihrem Eingangsstatement
bereits klar, welche drei Themen sie als zentral für die Märkte in
nächster Zeit ansieht. Für DeFilippo sind das neben Regulierung und
Elektronisierung der Märkte die nachhaltigen Finanzen.
Die jährlichen ICMA-Tagungen weisen für gewöhnlich ein sehr breit
gefächertes Themenspektrum auf – so auch dieses Mal. In puncto
Nachhaltigkeit hatte die neue ICMA-Vorsitzende gleich bei der Tagung
das richtige Gespür: Fast in jeder Keynote Speech und in praktisch
allen Diskussionsrunden war das Thema Green und Sustainable Finance
präsent, und das Thema wurde nicht nur gestreift, sondern sehr
intensiv behandelt. Naturgemäß erfolgte das verständlicherweise auch
auf dem Luxemburger Nachhaltigkeitsforum.
Dass das Thema Nachhaltigkeit ganz oben bei den Anlegern auf der
Agenda steht, hoben die Akteure immer wieder hervor. So will laut
Studien mehr als jeder Zweite künftig nachhaltig investieren. Das
belegt, dass es sich hierbei nicht mehr um ein Randthema handelt, das
nur wenige Interessierte findet. Vor allem gewinnt Nachhaltigkeit
derzeit und aller Voraussicht nach auch künftig in der realen
Wirtschaft an Gewicht. Denn nachhaltige Projekte werden gefördert.
Deshalb weitet sich das Thema auch immer mehr aus. Nachhaltige
Fischerei, nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltiges Bewirtschaften
von Küstenregionen sind keine Theoriegebäude, sondern längst
Realität. Somit ergeben sich auch immer mehr Investmentmöglichkeiten.
Insofern räumten die Beteiligten auf den Konferenzen auch gleich
nebenbei mit einem Vorurteil auf, das in manchen Köpfen immer noch
umherspukt: Grüne und nachhaltige Finanzen haben die Grenze der
sogenannten kritischen Masse längst überschritten. Es gibt genügend
Projekte, in die investiert werden kann. Wer heute behauptet, die
kritische Masse ist nicht vorhanden, hat sich mit dem Thema wohl kaum
länger als eine halbe Stunde beschäftigt. Was allerdings sehr wohl
einmal vorkommen kann – und auch das wurde immer wieder unterstrichen
-, sind Engpässe: Vielleicht steht nicht immer ein investierbares
Projekt in einem gewünschten Bereich zur Verfügung, das ein Investor
in einer bestimmten Region und in einem bestimmten Anwendungsbereich
im Sinn hat. Das dürfte sich in nächster Zeit ebenfalls ändern.
Schließlich sind zur Erreichung der vereinbarten Klimaziele noch so
einige Anstrengungen in der Wirtschaft zu unternehmen, so dass es zu
neuen Projekten und damit Investitionsmöglichkeiten kommen wird.
Verdeutlicht wurde auch, dass Rendite und Nachhaltigkeit sich
nicht ausschließen – was ja ebenfalls heute immer noch häufig
fälschlicherweise zu hören ist: Man bekommt Rendite, oder man
investiert grün oder nachhaltig. Diese Projekte bieten eben durchaus
einen Return, der akzeptabel ist, und sie leisten einen nicht nur
wünschenswerten, sondern geradezu unerlässlichen Beitrag zu Umwelt-
und Klimaeffizienz.
Auch folgenden Aspekt sollten Anleger, die sich dem Bereich noch
verschließen, ebenfalls berücksichtigen: Risiken gibt es in den
ersten Projekten, aber beim 100000. nachhaltigen
Landwirtschaftsprojekt hat man einen sehr weitreichenden
Erfahrungsschatz. Das Risiko ist gering, die Risikoprämie damit aber
auch.
Vorangetrieben – darin waren sich viele Konferenzteilnehmer
ebenfalls einig – wird der Markt in nächster Zeit auch durch zwei
Akteure. Das sind Staatsfonds und Pensionsfonds. Diese beiden
Investorengruppen sind nicht gerade unbedeutende Akteure an den
Märkten, vor allem auf den Fixed-Income-Märkten. Sie beide agieren
langfristig und haben ihre Anlagestrategien längst auf grün und
nachhaltig fokussiert oder sind dabei, es zu tun. Das wird dem Markt
noch einen kräftigen Schub geben und auch den Unternehmen, die sich
dieses Themas immer mehr annehmen müssen, wollen sie diese Investoren
nicht verlieren.
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