In der Autoindustrie und bei Daimler wird alles
anders. Die Elektrifizierung und Vernetzung von Fahrzeugen stellt die
Branche vor finanzielle wie strukturelle Herausforderungen. Daimler
will sich auch durch die geplante Holding-Struktur mit rechtlich
selbständigen Einheiten darunter auf diese Zukunft vorbereiten.
Offensichtlich wollte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wichtige
personelle Fragen geklärt wissen, bevor es bei der Hauptversammlung
im Mai an die Abstimmung der Aktionäre über die Holding geht. Zetsche
hat sie gemeinsam mit Finanzvorstand Bodo Uebber in die Wege
geleitet. Bischoffs Aussage, Daimler setze mit Ola Källenius als
Konzernvorstand und Vorstand für die Pkw-Kernsparte auf „die bewährte
doppelte Verantwortung“ deutet darauf hin, dass diese auch nach der
Zustimmung der Aktionäre zur Neuaufstellung erhalten bleiben soll.
Dabei sollte sich Daimler nicht aufstellen, wie es im
Volkswagen-Universum der Fall ist. Dort sitzen die Manager der
Holding Porsche SE in Teilen gleichzeitig im Vorstand des
Hauptinvestments, dem VW-Konzern. Die Struktur bringt immer wieder
rechtlichen Ärger mit sich, weil die Investoren zu recht nicht an die
vermeintliche chinesische Mauer in den Köpfen der Manager glauben,
die dem Konzern zufolge eine astreine Trennung beider Positionen
erlaubt.
Källenius wird sich auch so genug mit rechtlichen Fragen
beschäftigen müssen, die aus der Ära Zetsche rühren. Gegen Daimler
wird weiter wegen des Verdachts auf Betrug bei der
Abgasnachbehandlung von Diesel-Pkw ermittelt. Gegen die Einschätzung
des Kraftfahrt-Bundesamts, Daimler habe unzulässige
Abschalteinrichtungen verbaut, will sich der Konzern rechtlich
wehren. Hinzu kommen Schadenersatzklagen wegen des Lkw-Kartells.
Während des Kartellzeitraums war auch Zetsche für die Lkw-Sparte
zuständig. Der Aufsichtsrat habe Schadenersatzansprüche gegen
Manager in der Sache geprüft, hatte Bischoff bei der diesjährigen
Hauptversammlung gesagt. Unter Berücksichtigung des
Gesellschaftswohles sei auf die Erhebung von Schadenersatzansprüchen
verzichtet worden. Vorerst, wie er nachschob, spätestens 2019 werde
sich der Aufsichtsrat mit der Geltendmachung von Ansprüchen befassen.
Also dann, wenn Zetsche wohl schon dabei ist, seinen Schreibtisch
auszuräumen. Dass der Konzern von einem neuen Chef in die neue Ära
der Mobilität geführt werden soll ist also unter Umständen nicht nur
vor dem Hintergrund des technischen Wandels sinnvoll.
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