In dem Deal dürfen sich alle Beteiligten auf die
Schulter klopfen. Der niederländische Farbenkonzern Akzo Nobel hat
bei der Abspaltung der Spezialchemie die gewünschte Bewertung von 10
Mrd. Euro erreicht. Die Aktionäre sehen einer üppigen Ausschüttung
entgegen. Und der Finanzinvestor Carlyle gewinnt mit dem mächtigen
Staatsfonds GIC aus Singapur im Schlepptau ein ertragsstarkes Asset
mit Entwicklungschancen.
Die Transaktion ist für den Lackspezialisten aus Amsterdam ein
Zwischenstopp nach einem Jahr der Umbrüche. Das Drama nahm seinen
Lauf, als der US-Wettbewerber PPG unerwünscht eine Offerte für den
Konkurrenten aus dem Hut zauberte, die zwar bei Aktionären, nicht
aber im Management auf Wohlwollen stieß. Zur Abwehr einer feindlichen
Übernahme und zur Zähmung des den Deal unterstützenden Hedgefonds
Elliott wurde die Aufspaltung des Unternehmens auf den Weg gebracht,
womit sich Akzo auf das Geschäft mit Farben und
Oberflächenbeschichtungen konzentriert, das zwei Drittel des Umsatzes
beisteuert.
Mit dem Verkauf der Spezialchemie treiben die Niederländer die
Fokussierung voran, nachdem sie sich vor gut zehn Jahren vom
Pharmageschäft getrennt haben und sich wie viele Wettbewerber aus der
Diversifizierung verabschiedeten. Auch hier reifte die Erkenntnis,
dass man im Gemischtwarenladen nur erfolgreich ist, wenn man in allen
Sparten auftrumpfen kann.
Den Erlös aus dem Pharmaverkauf hatte Akzo damals eingesetzt, um
sich den britischen Rivalen ICI einzuverleiben und global in die
Farben-Spitzengruppe aufzurücken. Diesmal wird der größte Teil den
Anteilseignern zugutekommen. Doch das Akzo-Management muss weiterhin
mit Akquisitionen auf die Tube drücken, wird doch der Konzern sonst
nach der Aufspaltung zu einem noch attraktiveren Übernahmeziel.
Dass man einem größeren Merger nicht abgeneigt ist, demonstrierte
der Konzern, als er vor einigen Monaten eine Fusion mit dem
US-Farbenkonkurrenten Axalta –Â in alten Zeiten die Hoechst-Tochter
Herberts – auslotete, aber schließlich wieder verwarf. Der Druck der
Aktionäre auf Performance wird mit dem Verkauf der Spezialchemie
nicht abflauen.
Axalta, und hier schließt sich der Kreis, war bezeichnenderweise
ein Meisterstück von Carlyle, ein Investment von der Übernahme aus
dem DuPont-Konzern bis zum Exit an der Börse mit einer der höchsten
Renditen für die Private-Equity-Gesellschaft. Dies sollte Vorlage für
das neue Spiel in der Chemie sein.
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