Börsen-Zeitung: Offline, Kommentar zu Bitcoin von Andreas Hippin

Bitcoin hat sich erledigt. Der Zusammenbruch der
zeitweise größten Handelsplattform für die virtuelle Währung dürfte
dafür sorgen, dass das Vertrauen in die digitalen Münzen ein für
allemal zerstört ist. Die Bitcoin-Börse Mt. Gox ist offline. Auf der
Homepage des japanischen Unternehmens ist lediglich der Hinweis zu
finden, dass alle Transaktionen ausgesetzt wurden, um die Website und
ihre Nutzer zu schützen. CEO Mark Karpeles ist nicht zu erreichen.

Viele der Investmentprofis, die in den vergangenen Monaten mit
ihrem Taschengeld für einen sensationellen Höhenflug der Bitcoin
gegen den Dollar gesorgt haben, dürften vom gestrigen Kursrutsch auf
dem falschen Fuß erwischt worden sein. Wer genug Geld verloren hat,
darf sich fortan Investmentpionier nennen.

Bitcoin war schon immer für Dummejungenstreiche gut. So hatte etwa
die Website Assassination Market Kopfgelder in Bitcoins auf Ben
Bernanke, Barack Obama und den Chef des US-Geheimdiensts NSA
ausgesetzt. Aber der nun im Internet zirkulierende „Entwurf für eine
Krisenstrategie“, der von der digitalen Wechselstube Mt. Gox stammen
soll, schlägt alles bisher Dagewesene. Demnach sind den Kunden
Bitcoins im Marktwert von 350 Mill. Dollar gestohlen worden, die sie
Mt. Gox anvertraut hatten. Zahlungsunfähigkeit droht. Die
Sicherheitslücke, die dabei ausgenutzt worden sein soll, wurde
offenbar nicht zum ersten Mal ausgeschlachtet. Bereits Mitte des
Monats wurde sie von Hackern verwendet, die den Drogenmarktplatz
„Silk Road 2“ – der Vorgänger wurde vom FBI stillgelegt – um Bitcoins
im Wert von 2,7 Mill. Dollar erleichterten. Seitdem wird im Internet
diskutiert, ob die Bitcoins nicht von den Betreibern des
Silk-Road-Nachfolgers einfach eingesteckt wurden. Ähnliches wird
bereits auch dem Personal von Mt. Gox unterstellt.

Die Wettbewerber von Mt. Gox distanzierten sich umgehend und
hoffen wohl, sich dem Abwärtssog auf diese Weise entziehen zu können.
Aber vieles spricht dafür, dass Bitcoin künftig wieder in erster
Linie von Technolibertären genutzt wird, denen die Freiheit im
Internet über alles geht. Kursschwankungen sind sie gewohnt. Vor drei
Jahren schmierte Bitcoin nach einem Hackerangriff bis auf einen
US-Cent ab. Wer dagegen sein Geld anlegen will, wird es künftig in
einer Form tun, der man nicht so leicht den Stecker ziehen kann. Es
empfiehlt sich ohnehin, in Dinge zu investieren, die man versteht.
Bitcoin zu verstehen, können nicht viele von sich behaupten.

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://