Börsen-Zeitung: Ohne Euphorie / Kommentar zu BASF von Sabine Wadewitz

Es fällt schwer, das Strategie-Update der BASF
als großen Wurf zu betrachten. Das Chemieunternehmen stellt für die
nähere Zukunft eine Steigerung des operativen Ergebnisses in
Aussicht, die hinter den Vorjahren zurückbleibt. Erschwerend kommt
hinzu, dass ein gewichtiger Teil der künftigen Profitabilität aus
einem neuen Sparprogramm gespeist werden soll, das in voller
Entfaltung von Ende 2021 an auf einen jährlichen Ergebnisbeitrag von
2 Mrd. Euro ausgerichtet ist. Diese Prognose hat im Markt
verständlicherweise für Enttäuschung gesorgt.

Immerhin aus eigener Kraft will BASF mit ihrem Mengenwachstum
künftig die globale Chemieproduktion übertreffen. Das sollte für den
Weltmarktführer eine Selbstverständlichkeit darstellen, wurde in den
vergangenen Jahren allerdings nicht erreicht. Der Konzern hinkte
hinterher. Insofern ist es für das Management ein durchaus
ambitioniertes Ziel, für den Markt allerdings nicht. Es sollte
Mindeststandard sein, zumal BASF weltweit in den wichtigen Regionen
präsent ist.

Für die Chemieanbieter wachsen die Bäume derzeit allerdings nicht
in den Himmel. Die gestern von Covestro verschickte Gewinnwarnung
kommt nicht von ungefähr. Die Hersteller von Kunststoffvorprodukten,
Additiven oder Textilfasern bekommen die konjunkturelle Abkühlung
und die Probleme zentraler Kundengruppen wie der Automobilindustrie
zu spüren, genauso wie höhere Rohstoffkosten. Über allem steigen die
Risiken für die exportstarke Branche aus wachsenden
Handelskonflikten. 2019 zeichnet sich erneut ein herausforderndes
Jahr für die Chemie ab. Eine mittelfristige Vorhersage in diesem
Umfeld abzugeben, ist keine leichte Übung. Die Prognose des
BASF-Managements dürfte deshalb äußerst konservativ gestrickt sein.

Die BASF macht es sich selbst nicht leicht. Der Konzern setzt vor
allem auf organisches Wachstum und nicht auf großformatige
Akquisitionen, wenngleich Zukäufe auch künftig die Strategie
begleiten sollen. Hausgemachte Schwächen werden so aber nicht mit
Erwerben übertüncht. Hausaufgaben zu erledigen hat das Unternehmen in
den Spezialchemiesparten, die darauf ausgerichtet wurden, das
Geschäft weniger konjunkturanfällig zu machen, diesen Anspruch aber
bislang nicht eingelöst haben. Insofern ist es richtig, dass der
Konzern nun in den Maschinenraum geht, dort an den Stellschrauben
dreht und gleichzeitig den Kunden stärker ins Visier nimmt. Das wird
jedoch ein Dauerlauf, der nicht so schnell für Euphorie im
Kapitalmarkt sorgen dürfte.

(Börsen-Zeitung, 21.11.2018)

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