Der Januar 2018 wird sehr wahrscheinlich als
einer der besten Jahresauftaktmonate der globalen Aktienmärkte in die
Geschichte eingehen. In Asien, Europa und Nordamerika haben führende
Indizes nach dem bereits guten Jahrgang 2017 zum Teil deutlich weiter
zugelegt. Damit haben sie ihre Rekordjagd fortgesetzt oder zumindest
– wie etwa der Nikkei – die höchsten Niveaus seit vielen Jahren
erklommen.
Treiber der Entwicklung ist die sich weiter verbessernde
Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch der
Unternehmensgewinne. Gleichzeitig bieten sich Anleihen angesichts
niedriger Renditen nach wie vor nicht als passable Alternative für
Dividendentitel an, wobei sich dies am US-Markt allerdings zu
verändern beginnt.
Unter diesen positiven Vorzeichen verstärkt sich unter
Marktteilnehmern und Analysten die Diskussion über die Dauer des
Bullenmarkts. Wie lange noch? Wie groß ist das Risiko, dass in nicht
allzu ferner Zeit ein Bärenmarkt starten könnte? Immerhin ist der
Bullenmarkt nahezu neun Jahre alt und damit einer der längsten der
Geschichte. Gleiches gilt für den Konjunkturzyklus in den Vereinigten
Staaten, den Taktgeber der Weltwirtschaft. Auch er befindet sich
damit in einem fortgeschrittenen Stadium.
Sorgen schüren auch die Bewertungen der Aktienmärkte vor allem in
den USA. Geradezu gruselig wird es, wenn Mittelwertrückkehr
unterstellt wird. Auf Basis der mit historischen Daten belegten
Erkenntnis, dass die traditionellen Asset-Klassen der entwickelten
Volkswirtschaften über kurz oder lang zu ihrem Mittelwert
zurückkehren, errechnete die Deutsche Bank für US-Aktien für die
kommenden drei Jahre einen durchschnittlichen Negativertrag von 20,8
Prozent.
Aus Sicht der Investoren zeigt die Long-Term-Asset-Return-Studie
der Bank aber noch ein weiteres Problem auf. Sie wurde am 18.
September 2017 veröffentlicht, und seitdem hat der S&P 500 weiter
kräftig zugelegt. Weder hohe Bewertungen noch bereits beträchtliche
Längen lassen zuverlässig auf ein baldiges Ende eines Aufwärtszyklus
am Aktienmarkt schließen. Mit anderen Worten: Das Timing-Problem
können sie den Investoren nicht abnehmen. Zumal die globale
Geldpolitik den Ausblick zusätzlich nebulös macht. Die monetären
Stützungsmaßnahmen sind in ihrem Ausmaß einzigartig, und somit liegen
auch für die Einschätzung der Folgen des eingeleiteten Ausstiegs aus
der ultralockeren Geldpolitik keine historischen Präzedenzfälle vor.
Kaum ein Haus traut sich, eine konkrete, mit entsprechenden
Indexangaben versehene Prognose über den nächsten Abschwung zu geben.
Eine Ausnahme ist die Société Générale. Sie prognostiziert den S&P
500 zum Jahresende mit 2.500 und per Ende 2019 mit 2.000, womit der
Index in den kommenden 23 Monaten kräftig einbüßen würde. Die
Prognose per Ende 2019 für den Dax lautet auf 11.000 Zähler. Ferner
prognostiziert das Institut, dass sich das Wachstum der USA im
kommenden Jahr auf 1,2 Prozent halbieren und im Jahr 2020 nur noch
0,6 Prozent betragen wird.
Die Mehrheit der Finanzinstitute prognostiziert weitere
Kursanstiege in diesem Jahr, auch wenn einige Häuser dazu
übergegangen sind, sich angesichts der erreichten Kurshöhen und
Bewertungen etwas vorsichtiger zu äußern. Die Optimisten können sich
neben dem Mangel an Anlagealternativen vor allem auf die gegenwärtig
positive Dynamik des Wachstums der Wirtschafts- und der
Unternehmensgewinne stützen.
Allerdings müssen auch die Optimisten auf die Anlegerstimmung
schauen. Denn hier scheint sich etwas zusammenzubrauen, das über kurz
oder lang zumindest in eine deutlichere Korrektur münden könnte. Zum
Jahresauftakt hat sich eine sehr zuversichtliche, nach Auffassung von
manchen auch sorglose beziehungsweise selbstgefällige Stimmung
eingestellt. Überschäumender Optimismus, der Böses ahnen lässt? Vor
allem die Mittelzuflüsse der Fonds verdienen in dieser Hinsicht
Beachtung. Laut dem Datenanbieter EPFR sind den Aktienfonds in der
Woche auf den 14. Januar weltweit per saldo 33,2 Mrd. Dollar
zugeflossen. Die Behauptung, dass viele Anleger immer noch so
skeptisch seien, dass die Stimmung als positiver Indikator für den
Aktienmarkt betrachtet werden könnte, lässt sich angesichts des Runs
auf Aktien nicht mehr aufrechterhalten.
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