Börsen-Zeitung: Schlechte Volatilität, Kommentar zu den US-Banken von Stefan Paravicini

Die gestiegene Volatilität an den Finanzmärkten
hat den US-Banken zum Jahresende wenig Freude bereitet. Wer bisher
noch gerätselt hat, ob die wilden Ausschläge im Dezember nicht nur zu
aufgeregter, sondern auch zu gesteigerter Aktivität in den
Handelsräumen gesorgt hat, ob es sich also um „schlechte“ oder „gute“
Volatilität“ für die Wall Street handelte, kann diese Frage zur
Halbzeit der Berichtssaison der wichtigsten US-Institute als
beantwortet abhaken. Denn sowohl J.P. Morgan als auch Citi
verzeichneten im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren
empfindliche Einbußen, die auch durch steigende Erträge aus dem
Aktienhandel nicht kompensiert wurden.

Bank of America (BoA), die am Mittwoch ihre Zahlen vorstellt,
dürfte es nicht anders ergangen sein. Der Rückzug von Investoren hat
es den Banken zum Jahresschluss vor allem im Geschäft mit Anleihen,
Währungen und Rohstoffen schwer gemacht, Geld zu verdienen, wie
einige Marktbeobachter schon seit Wochen von den Dächern pfeifen.
Aber auch wenn BoA positiv überraschen sollte, verheißt der bisherige
Trend bei Fixed Income, Commodities und Currencies (FICC) nichts
Gutes für die Deutsche Bank, die in den USA gerade im Handel mit
festverzinslichen Wertpapieren weiterhin stark engagiert ist.

Im Vergleich mit dem deutschen Branchenprimus klagen die US-Banken
auf hohem Niveau. Denn trotz der Einbußen im Handel hat J.P. Morgan
im Schlussquartal zwei Drittel mehr verdient als im Vorjahr. Über den
gesamten Turnus sind mehr als 32 Mrd. Dollar Gewinn aufgelaufen und
damit 8 Mrd. Dollar mehr als die bisherige Rekordmarke. Auf die 261
Arbeitstage verteilt macht das 125 Mill. Dollar Gewinn pro Tag. Die
Skandalbank Wells Fargo, die wegen unlauterer Vertriebspraktiken kurz
vor Ultimo einem Vergleich mit mehreren US-Bundesstaaten in der Höhe
von 585 Mill. Dollar zugestimmt hat, verdiente die Schadenssumme an
sieben Arbeitstagen. Citi musste sich mit 70 Mill. Dollar Gewinn pro
Tag bescheiden, was für das Jahr 18 Mrd. Dollar ausmacht.

Citi ist bisher einzige Gewinnerin der Berichtssaison, weil sich
Finanzchef John Gerspach trotz des Rückschlags im Handel vorsichtig
optimistisch äußerte. Wie es mit den US-Banken weiter geht, da die
konjunkturellen Aussichten und der Weg der US-Notenbank unsicher
sind, während internationale Handelskonflikte, ein
Verwaltungsstillstand in den USA und ein möglicher Chaos-Brexit für
Volatilität sorgen, wird auch nach Abschluss der Berichtssaison noch
nicht zu beantworten sein.

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