Kering genehmigt sich zum Abschied als
Mehrheitsaktionär von Puma einen dicken Bonus. Denn die
Sonderdividende übersteigt den Jahresgewinn bei weitem. Es sieht so
aus, als wolle sich der französische Konzern für eine
Fehlentscheidung ein wenig entschädigen. Als Kering 2007 die Mehrheit
der Puma-Anteile erwarb, verfolgte das Unternehmen große Ziele. Der
Verbund mit Luxusmarken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Brioni
sollte erhebliche Synergien bringen. Geplant war zudem, als zweite
Säule andere Sportmarken neben Puma zuzukaufen. Doch diese Strategie
blieb stecken, bevor sie überhaupt in Schwung kam. Die Rendite für
das in Käufe von Puma-Aktien investierte Kapital fällt bescheiden
aus. Nun hübscht Kering die triste Bilanz mit einer Sonderdividende
als Trostpflaster etwas auf.
Der Vorstand von Puma macht gute Miene zur Selbstbedienung des
Großaktionärs und rechtfertigt die Auszahlung als Treueprämie. Für
ein Wachstumsunternehmen wie den Konzern mit dem Raubtier-Logo ist
die hohe Dividende allerdings unpassend. Allein ins Marketing werden
im Jahr 11 bis 12% des Umsatzes investiert. Puma hat nach einer
harten Zeit die Wende geschafft. Bjørn Gulden, seit 2013
Vorstandschef, schärfte das Profil als Sportmarke, ohne das
Lifestyle-Segment zu vernachlässigen. So erhöhte Puma die
Profitabilität kräftig. Aber der Abstand zum Branchenprimus Nike und
zu Adidas ist nach wie vor groß. Der kleinere Konkurrent in
Herzogenaurach ist noch längst nicht am Ziel.
Beruhigend für das Gewissen von Kering mag sein, dass die kräftige
Ausschüttung der gesunden Bilanzstruktur von Puma kaum schadet. Die
Eigenkapitalquote liegt bei 58%. Wenn die Dividendenzahlung in diesem
Jahr den Cash-flow übersteigt, will Puma den Rest mit Krediten
finanzieren. Das wäre kein Beinbruch, denn das Unternehmen hat bisher
keine Bankschulden.
Allerdings weckt die Sonderdividende Begehrlichkeiten der
Aktionäre – auch wenn sie einmalig ist. Eine Rückkehr zu einer
Ausschüttungsquote von 17% ist ohne Kursabschläge wohl kaum möglich.
Allein schon, weil der große Nachbar Adidas 30 bis 50% des
Jahresgewinns an die Anteilseigner verteilt.
Puma kann sich das Abschiedsgeschenk leisten, das sich Kering
selbst macht. Am meisten schadet die großzügige Dividende dem Ruf des
französischen Konzerns. Denn Kering wirkt wie ein trotziger
Verlierer, der sich als Entschädigung für eine falsche Strategie
selbst bedient. Das ist schlechter Stil.
(Börsen-Zeitung, 13.02.2018)
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