Börsen-Zeitung: Strafe muss sein, Kommentar zur Bank of America von Stefanie Schulte

Bank of America (BoA) muss milliardenschwere
Belastungen schultern, weil sie den öffentlichen
Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac offenbar in großem
Umfang verlustreiche Verbriefungen verkauft hat, ohne dabei alle
vertraglichen Bedingungen einzuhalten. Damit kommen die Bank erneut
Altlasten aus der Subprime-Krise teuer zu stehen. Belastungen dieser
Art drohen nach Auffassung von Ratingagenturen auch J.P. Morgan und
einigen anderen US-Kreditinstituten.

Erhält die BoA damit ihre gerechte Strafe für zweifelhafte
Geschäfte, die der von ihr übernommene Immobilienfinanzierer
Countrywide zum Schaden von Steuerzahlern und Privatinvestoren
abschloss? Die Reaktion der Aktionäre erweckt einen anderen Eindruck.
Diese trieben den BoA-Aktienkurs um 6% in die Höhe. Offenbar dank
geschickter Verhandlungen mit Fannie und Freddie gelang es dem
Institut, die Zahlungen niedriger zu halten, als in den Kurs
eingearbeitet war. Aus Sicht von Aktionären auch anderer großer
US-Banken ist dies ein erfreuliches Signal. Offenbar haben diese
Gesellschaften ihre überlegene Position gegenüber staatlichen
Institutionen noch nicht verloren, trotz aller Kritik am Gebaren der
Branche. Für andere Beteiligte ist diese Entwicklung freilich weniger
erfreulich. Für die US-Steuerzahler heißt dies, dass sie als
Eigentümer von Fannie und Freddie einen unerwartet großen Teil der
Hypothekenverluste schultern müssen.

Jeder Dollar, den die Institute nicht zahlen müssen, macht sich
positiv in den Unternehmensergebnissen bemerkbar. Der Druck sinkt
dadurch weiter, nachdem die Banken dank eines lebhaften
Kapitalmarktgeschäfts 2009 und 2010 die Verluste aus dem Krisenjahr
2008 bereits fast vergessen machten. Für Manager, deren Bezahlung
sich stark an den wirtschaftlichen Resultaten orientiert, schwindet
der Anreiz, die Geschäftspolitik grundlegend zu verändern.

Allerdings ist das Thema noch nicht ausgestanden: Auch private
Investoren wie die Allianz-Tochter Pimco drängen BoA dazu,
Hypothekenverbriefungen zurückzukaufen. Ungeklärt sind auch viele
Streitigkeiten mit Hypothekenschuldnern, gegen die die Bank
möglicherweise ungerechtfertigte Zwangsversteigerungen einleitete.
Möglicherweise gehen diese Dispute weniger günstig für die BoA aus
als der Konflikt mit Fannie und Freddie.

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de