Börsen-Zeitung: Teure WestLB, Kommentar von Bernd Wittkowski zum wachsenden Druck auf die Sparkassengruppe zur Vorlage eines neuen WestLB-Umstrukturierungsplans

Für die WestLB läuft der Countdown. Er läuft
absehbar noch weniger als drei Wochen, und er läuft nicht nur für die
Düsseldorfer, sondern für die Sparkassengruppe insgesamt. Bisher
hatten alle auf den 15. Februar geschaut. Dann muss Deutschland einen
neuen WestLB-Umstrukturierungsplan als Preis für eine – so hat es die
EU-Kommission klassifiziert – Beihilfe von 3,4 Mrd. Euro vorlegen. So
lange will die deutsche Bankenaufsicht nicht warten. BaFin und
Bundesbank erhöhen den Druck nicht nur auf die WestLB, deren Lage von
Tag zu Tag ungemütlicher wird, sondern auch auf die NRW-Sparkassen
und auf die bundesweite Gruppe. Die Aufseher wollen ein klares
Commitment sehen, wer bei Bedarf wie ins Obligo geht; der allgemeine
Hinweis auf den bestehenden Haftungsverbund reicht ihnen nicht.

Für die Sparkassen und die anderen Landesbanken kann es nur noch
um Schadensbegrenzung gehen. Wehtun wird es der Gruppe finanziell wie
auch hinsichtlich ihrer Reputation so oder so. Das gälte auch für die
theoretische Möglichkeit, die WestLB komplett an einen gruppenfremden
Investor zu verkaufen. So viel Geld kann man einem Erwerber gar nicht
mitgeben, dass er gewillt wäre, die Bank mit all ihren Risiken zu
übernehmen. Und wie sollte nach dem Verkauf die Refinanzierung der
WestLB dargestellt werden? Heute kommen weit über 30 Mrd. Euro allein
von den NRW-Sparkassen. Kaum anzunehmen, dass diese Linien etwa
gegenüber einem Private-Equity-Investor aufrechterhalten würden.

Eine Fusion in der Gruppe der Landesbanken plus DekaBank scheidet
ebenfalls aus, auch wenn jetzt alte Szenarien aus den Schubladen
geholt werden. Letztlich kann kein Institut – nicht mal die mit
Kapital und Liquidität reich gesegnete Deka – riskieren, selbst mit
in den Abgrund gezogen zu werden. Und übermäßig viele Freunde hat die
WestLB in der Gruppe ja auch nicht, zumal angesichts des großen
Rades, das sie etwa bei Derivaten und Zertifikaten dreht.

Allzu viele Alternativen, zwischen denen sich Sparkassengruppe
sowie Bundes- und Landespolitik sehr kurzfristig werden entscheiden
müssen, bleiben da nicht. Eines steht fest: Einfach gegen die Wand
fahren lassen kann und wird man die WestLB nicht. Das wäre für alle
Beteiligten und obendrein für das ganze Finanzsystem die mit Abstand
teuerste „Lösung“. Man muss die Bank also zwar schnell, aber
möglichst geordnet herunterfahren. Das wird teuer genug.

(Börsen-Zeitung, 25.1.2011)

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