Passend zum Halloween-Fest laufen aus China
gruselige Konjunkturdaten ein. Der offizielle Einkaufsmanagerindex
für den Industriesektor, der die Stimmungslage bei den großen
Zugpferden im Verarbeitenden Gewerbe abbildet, fällt wesentlich
stärker als erwartet auf 50,2 Punkte und damit auf den niedrigsten
Stand seit fast drei Jahren zurück. Im Klartext heißt das, dass die
Industrieproduktion zuletzt praktisch nicht mehr vom Fleck kam. Auch
der bislang robuste Dienstleistungssektor verliert einiges an
Schwung.
Über die Ursachen für den Stimmungsknick braucht nicht lange
gerätselt zu werden. Der Handelsstreit zwischen China und den USA hat
zwar noch nicht sichtbar auf die Außenhandelsvolumina abgefärbt,
sorgt aber für niedrige Exportorder, Verunsicherung bei
Unternehmensentscheidern und Zurückhaltung bei den Konsumenten.
Nachdem Chinas Wirtschaft im dritten Quartal bereits langsamer als
erwartet gewachsen ist, kommen nun erste Warnzeichen für eine
beschleunigte Talfahrt im Schlussquartal. Das Klima wird zusätzlich
von US-Präsident Donald Trump angeheizt, der mit weiter verschärften
Strafzollmaßnahmen gegen China kokettiert.
Zu Halloween ziehen in den USA die Kinder in Verkleidung von
Haustür zu Haustür und rufen „Trick or Treat?“. Damit wird man vor
die Wahl gestellt, ihnen entweder Süßigkeiten zu spendieren oder
einen Streich gespielt zu bekommen. Trump, dessen Gebaren oft mit dem
eines zornigen Kindes verglichen wird, scheint im Hinblick auf ein
anstehendes Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping entsprechendes im
Sinn zu haben: Entweder wird China Konzessionen machen, um einen
„großartigen Deal“ zu erlauben, oder aber die zweite Strafzolllawine
losgetreten.
Nach allen bisherigen Erfahrungen mit Trumps Verhandlungstaktik
ist die volle Entfaltung der im Raum stehenden handelspolitischen
Strafen unabhängig vom Gesprächsausgang beim Treffen Ende November
bereits beschlossene Sache. Chinas Wirtschaftsplanern wird klar, dass
mit einer Abwartehaltung nichts zu gewinnen ist, und irgendwann
sowieso fällige Stimuli besser früher als später eingeleitet werden
sollten. Am Mittwoch hat das Politbüro wissen lassen, dass man
zeitnahe Schritte zur Abwendung der konjunkturellen Schwäche als
notwendig ansieht. In China werden also Bonbons zu Halloween
verteilt, allerdings nicht als handelspolitische Konzessionen an die
USA, sondern in Form eines Stimuluspakets an der heimischen Front.
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