Börsen-Zeitung: Triumph mit Beigeschmack, Kommentar zum Übernahmekampf um Hochtief von Antje Kullrich

Man kann es sich einfach machen: In Zeiten
freier Finanzmärkte und grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs ist es
ganz selbstverständlich, dass ein heimischer Branchenprimus von einem
ausländischen Konzern kontrolliert werden kann. Als ACS vor drei
Jahren die Sperrminorität von 25,1% bei Hochtief erwarb, investierten
die Spanier gut 1,2 Mrd. Euro. Jetzt haben sie die Mittel des
deutschen Übernahmerechts genutzt, um mittelfristig die Kontrolle zu
übernehmen. Den Aktionären stand frei, das auch nach der Aufstockung
Mitte Dezember wenig attraktive Angebot von ACS anzunehmen oder
nicht.

Doch so einfach ist es nicht. Die Skepsis, die dieser feindlichen
Übernahmeattacke entgegen- schlug, ging weit über die übliche
reflexartige Abwehrhaltung beim Auftauchen ausländischer
Großinvestoren hinaus – und das vermutlich zu Recht.

Das magere Ergebnis für ACS – die entscheidende Beteiligungshürde
wurde mit 30,34% nur mit Ach und Krach genommen – lässt darauf
schließen, dass fast ausschließlich der US-Fonds Southeastern Asset
Management seine Aktien angedient hat. Wenn jedoch praktisch nur ein
einziger Anteilseigner anders als alle anderen Aktionäre handelt, der
dazu auch noch gleichzeitig bei ACS signifikant beteiligt ist, so
liegt die Vermutung nahe, dass der Southeastern-Führung
Zugeständnisse gemacht wurden, die für andere Aktionäre nicht galten.
Das wiederum wäre illegal, wenn auch wohl kaum zu beweisen.

Es bleiben auch sonst eine Menge Fragen. Wie sehr wird das
zerrüttete Verhältnis von Hochtief-Vorstand und ACS-Spitze dem
Essener Konzern noch schaden? Hält sich ACS an die in der
Angebotsunterlage und der IG Bau gegebenen Versprechen? Wenn ja,
hätte man sich die vier Monate währende Aufregung sparen können, denn
die Zusagen auf dem Papier – weitgehende Selbständigkeit, Erhalt der
Börsennotiz mit weiterhin hohem Streubesitz, keine Sitzverlegung und
Zerschlagung – müssten für Hochtief durchaus annehmbar sein. Doch
Zweifel an der Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit der Spanier
sind angebracht. Ein Indiz, wohin die Reise geht, könnte die
Hauptversammlung am 12.Mai liefern. Sollte ACS versuchen, dort die
Macht im Aufsichtsrat via Neubesetzungen an sich zu reißen, würde das
die schlimmen Befürchtungen im Hochtief-Lager bestätigen.

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