Börsen-Zeitung: Tuttifrutti, Kommentar zum Quartalsbericht der Commerzbank von Bernd Wittkowski

Mit einem Tuttifrutti aus erfreulichen und
enttäuschenden Nachrichten wartet die Commerzbank in ihrem
Zwischenbericht auf. Das Ergebnis des zweiten Quartals sieht, vor
allem aufgrund des eingebrochenen Handelsüberschusses, miserabel aus,
misst man es am Resultat der ersten drei Monate, gleichwohl
übertrifft es die Markterwartungen deutlich. Beim Vergleich der
ersten Halbjahre 2010 und 2009 steht derweil im Konzernergebnis ein
höchst beeindruckender Swing von 2,7 Mrd. Euro in die schwarzen
Zahlen zu Buche, mag auch eine Steuergutschrift dank reichlich
vorhandener Verlustvorträge etwas mitgeholfen haben. Ihre Risiken
haben die Gelben reduziert, damit aber auf Erträge verzichtet und
auch Verluste realisiert. Stabilität sei wichtiger als kurzfristige
Ertragsmaximierung, sagt Vorstandschef Blessing. Wer wollte ihm da
eingedenk der Erfahrungen der vergangenen Jahre widersprechen?

Beim Blick auf die Segmente springt einerseits das im Ergebnis
schwache Privatkundengeschäft, andererseits die äußerst erfolgreiche
Mittelstandsbank ins Auge. Die Sparte Asset Based Finance (sie
umfasst die weitgehend bei der Tochter Eurohypo angesiedelten
gewerblichen Immobilien- und Staatsfinanzierungsaktivitäten sowie die
Schiffsfinanzierung) schreibt hohe Verluste, während die interne „Bad
Bank“ sich im wahrsten Sinne des Wortes als Profitcenter erweist.

Zieht man einen Strich unter die konträren Entwicklungen,
überwiegt das Positive. Erstmals kann sich der Vorstand trauen, die
Rückkehr in die Gewinnzone im Gesamtjahr – bisher für „spätestens
2011″ avisiert – bereits für die laufende Periode in Aussicht zu
stellen. Entscheidend ist nicht zuletzt die konjunkturbedingte
Entlastung bei der Risikovorsorge, die nun um mindestens 800 Mill.
Euro geringer ausfallen soll als bislang geschätzt.

Auch wenn sich Blessing und Finanzchef Strutz auf die Zunge
beißen: Selbstverständlich wird die Commerzbank, falls nicht der
Himmel einstürzt, angesichts der erkennbaren operativen Fortschritte
auch früher als „spätestens 2012“ mit der Rückzahlung der
Staatshilfen beginnen, mit der Verzinsung sowieso. Weniger, weil ein
Herr Brüderle Druck macht. Blessing & Co. sind es einfach leid, vom
Publikum und vor allem von der Konkurrenz als Kostgänger der
Steuerzahler scheel angesehen zu werden. Sie werden alles
Erdenkliche, inklusive einer frühestmöglichen Kapitalerhöhung, tun,
um das Image des armen Schluckers abzustreifen.

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