Er ist noch nicht mal seit zwei Jahren im Amt,
doch Axa-Chef Thomas Buberl drückt dem französischen
Versicherungskonzern mit der nun eingefädelten Übernahme der XL Group
aus den USA nach den Plänen für den Börsengang der amerikanischen
Aktivitäten ein weiteres Mal seinen Stempel auf. Der Zukauf passt zu
seinen Plänen, den Konzern so umzubauen, dass er sich künftig stärker
auf Produkte konzentriert, die eine hohe Expertise und regelmäßigen
Kundenkontakt erfordern. Dadurch hofft er, im Anschluss zusätzliche
Versicherungspolicen verkaufen zu können.
Die geplante Akquisition passt auch insofern zu seinen Zielen, als
Axa bereits 2016 angekündigt hatte, sich bei Übernahmen nicht mehr
nur wie zuletzt auf Wachstumsmärkte, sondern auch auf
Wachstumssegmente in reiferen Märkten konzentrieren zu wollen, durch
die Synergien mit bereits bestehenden Aktivitäten erzielt werden
können.
Allerdings sah der damals vorgestellte, von Buberl miterarbeitete
Strategieplan für Akquisitionen nur 1 Mrd. Euro pro Jahr vor. Dieser
Rahmen wird durch die XL-Übernahme zwar kräftig gesprengt. Doch wer
sich bisher gefragt hat, was der französische Versicherer mit den
Einnahmen aus dem Börsengang eines Teils seiner US-Aktivitäten
anfangen will, hat nun die Antwort erhalten.
Wie einst die Übernahme von Winterthur Axa vor zwölf Jahren in
Europa nach vorn gebracht hat, wird der Zukauf der XL Group nun im
Sachversicherungsgeschäft mit Firmenkunden weltweit zu einer
Spitzenposition verhelfen. Damit wird der französische Versicherer
weniger abhängig von schwankungsanfälligen und stärker von den
Kapitalmärkten abhängigen Bereichen wie der Lebensversicherung und
der Vermögensverwaltung. Insofern könnte sich die Akquisition trotz
des hohen Preises als geschickter Schachzug erweisen.
Der junge Axa-Chef hat sich und sein Team dadurch aber auch unter
Zugzwang gesetzt. Denn er will die Übernahme zum größten Teil durch
die Einnahmen aus dem geplanten Börsengang der US-amerikanischen
Aktivitäten finanzieren. Er und sein Team sind nun dazu verdammt,
dass das IPO des Amerika-Geschäfts tatsächlich zu dem erhofften
Erfolg wird. Das wiederum könnte Axa unter Druck setzen und einige
Anleger nervös machen. Schon fürchten einige, dass die Finanzierung
etwas knapp bemessen ist und Axa vielleicht eine Kapitalerhöhung
vornehmen muss. Deshalb dürfte die Aktie des Versicherers an der
Börse voraussichtlich noch bis zum Börsengang der US-Aktivitäten im
zweiten Quartal unter Druck bleiben.
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