Börsen-Zeitung: Vertrauen zurückgewinnen, Kommentar zu Airbus von Gesche Wüpper

Beruhigen und das ohnehin angeschlagene
Vertrauen in das wichtigste gemeinsame europäische Militärprogramm
wiederherstellen: So lautet die Aufgabe von Airbus-Chef Tom Enders
nach dem Absturz eines A400M während eines Testflugs in Sevilla. Denn
in den letzten Jahren musste die Leitung des Flugzeugbau- und
Rüstungskonzerns immer wieder technische Probleme, Qualitätsmängel
und teure Verzögerungen bei dem Militärtransporter einräumen. Das
Unglück bedeutet für Airbus einen weiteren Rückschlag.

Dabei hatte der Konzern erst zu Jahresbeginn Konsequenzen aus
neuen Verspätungen gezogen und die Spitze der
Militärflugzeugbau-Sparte ausgetauscht. „Wir glauben weiter an das
Produkt“, lautet denn auch die Botschaft, die Enders den A400M-Kunden
vermitteln will. In einem Brief an die Mitarbeiter kündigte er an,
dass die für diese Woche geplanten Testflüge des Militärtransporters
wie geplant durchgeführt werden. Es sei wichtig, um die verunglückten
Kollegen zu trauern, schreibt Enders. Andererseits gelte es, sich
besonnen und professionell zu verhalten.

Obwohl mehrere Länder, die den A400M bereits bekommen haben, ihre
Flüge nach dem Absturz erst einmal suspendierten, will die
Airbus-Verteidigungssparte die A400M-Testflüge schon heute wieder
aufnehmen – mit Fernando Alonso an Bord. Der Spanier, der zuvor die
Flugtestprogramme für Passagiermaschinen von Airbus leitete, hat erst
im März die Leitung der Militärflugzeug-Tochter übernommen. „Seht
her, wir haben keine Angst und glauben an keinen ernsthaften
Produktionsfehler“, will Alonso mit dieser Geste signalisieren. Ihm
und Enders ist es teilweise gelungen, Investoren zu beruhigen. Die
Airbus-Aktie hat sich am Montag nach starken Verlusten im frühen
Handel im Verlauf spürbar erholt.

Wie sich der Absturz auf das Programm auswirkt, hängt von der
Ursache ab. Neue Verzögerungen und damit einhergehende Mehrkosten
scheinen bereits programmiert zu sein. Dabei hatte Airbus die Zahl
der für 2015 geplanten Auslieferungen bereits von 22 auf 14 bis 18
gesenkt. Fest steht auch, dass es für den Konzern noch schwieriger
werden dürfte, die dringend benötigten Exportkunden für das Programm
zu finden. Diese aber stellen für Airbus die einzige Möglichkeit dar,
mit dem A400M überhaupt noch Geld zu verdienen und den Fortbestand
des Programms auch über 2020 hinaus zu sichern. Die Kosten des
Programms, die ursprünglich mit 20 Mrd. Euro angesetzt waren, haben
sich bereits um mehr als 5 Mrd. Euro erhöht.

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