Börsen-Zeitung: Vertrauensarbeit / Kommentar zu Fresenius von Claus Döring

Fresenius bleibt sich treu. Das ist die
Kernbotschaft des Gesundheitskonzerns für seine im Jahr 2018
enttäuschten oder zumindest verunsicherten Aktionäre. Dazu gehört
nicht nur der Vorschlag der nunmehr 26. Dividendenerhöhung in Folge,
der angesichts der 2018 erzielten Ergebnissteigerung zu erwarten war,
sondern die Zusicherung einer weiteren Dividendenerhöhung für 2019,
was immer da auch komme. Selbst bei einem Gewinnrückgang, den
Fresenius-Chef Stephan Sturm für das laufende Jahr aufgrund hoher
Investitionen nicht ausschließt, will er an der Steigerung der
Ausschüttung festhalten. Denn der Konzern erwartet für die Jahre 2020
bis 2023 steigende Umsätze und leicht überproportional wachsende
Erträge.

Diese Botschaft hat sich der Fresenius-CEO hoffentlich gut
überlegt, musste er doch 2018 erleben, in welch kurzer Zeit das über
viele Jahre aufgebaute Vertrauen der Investoren verloren gehen kann,
als Mitte Oktober nach der Prognosekorrektur der Aktienkurs in nur
zwei Monaten auf das Niveau von vor fünf Jahren abstürzte. Ein
Kursrutsch, der Sturm auch persönlich schmerzt, hatte er doch den
Aufsichtsrat vor einem Jahr gebeten, seine variable Vergütung
komplett in für drei Jahre gesperrte Aktien des eigenen Unternehmens
zu stecken. Ein Vertrauensbeweis im Volumen von rund 1 Mill. Euro,
den Sturm in diesem Jahr wiederholen will.

Diese Signale sind freilich erst ein Anfang. „Vertrauen ist eine
Serie gehaltener Versprechen“, weiß Sturm. Dazu gehört, dass der
stark diversifizierte Gesundheitskonzern nicht nur die
prognostizierten Ergebnisse liefert, sondern in der Lage ist, den
langfristigen Wachstumstrend in diesem Markt durch Optimierung des
Portfolios zu überproportionalem eigenem Wachstum zu nutzen.

Dass sich Fresenius dazu nach dem erfolgreich bewältigten
Akorn-Fehlschlag auch wieder an Akquisitionen wagt, ist zu hoffen.
Denn Teil der Equity Story von Fresenius war schon immer eine gut
funktionierende Akquisitionsmaschine. Daran waren nach dem Desaster
des Akorn-Kaufs zu Recht Zweifel entstanden. Umso wichtiger ist nach
der erfolgreichen juristischen Rückabwicklung des Deals, dass unterm
Strich trotz Kosten in einem höheren zweistelligen Millionenbetrag
als Gewinn die Erkenntnis bleibt, im Akquisitionsprozess als
solchem inklusive Due Diligence keine Fehler gemacht zu haben. Auf
dieser Grundlage kann Fresenius auch wieder Akquisitionen in Angriff
nehmen, ohne dass deren Ankündigung den Kurs erneut auf Talfahrt
schickt.

(Börsen-Zeitung, 21.02.2019)

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