Börsen-Zeitung: Viel Potenzial, Kommentar zum Börsenneuling Teamviewer von Sebastian Schmid

Mit dem Versprechen sehr hohen Wachstumspotenzials ist
Teamviewer an der Börse vorstellig geworden. Mit der ersten Zahlenvorlage nach
dem IPO ist dieses Versprechen untermauert worden. Eine Steigerung bei den
Großkunden um 60 Prozent und kräftig gewachsene Billings und Erlöse zeigen an,
dass es in die Richtung weitergeht, die CEO Oliver Steil und CFO Stefan Gaiser
vor nicht einmal zwei Monaten vorgegeben hatten. Auch das kräftige Wachstum beim
Cash-flow dürfte manchen erleichtern, hat die Ablösung von Krediten die
Barreserve doch temporär kräftig zusammenschrumpfen lassen.

Die positive Anlegerreaktion zeugt von einer prinzipiellen Zufriedenheit mit dem
Kurs des Softwareunternehmens aus Göppingen, dessen Titel am Montag erstmals –
wenn auch nur vorübergehend – über dem Ausgabepreis notierten. Dass am Ende des
Tages nur ein Plus von 3,5 Prozent blieb, zeigt indes, dass einige Fragen, die
schon beim Going Public gestellt wurden, nach dem ersten Zwischenbericht
unbeantwortet blieben.

So irritiert die weiterhin hohe Volatilität bei den Billings. Die
Rechnungsstellungen sind im dritten Quartal 2019 auch deshalb so kräftig
gewachsen, weil in der Vorjahresperiode in Europa ein ungewöhnlich schwaches
Vierteljahr verzeichnet wurde, so dass der Anstieg entsprechend leicht fiel.
Auch zeigt das noch nicht ganz austarierte Verhältnis von Billings zu Umsatz an,
dass sich die Transformation zum Cloud-Anbieter im Zahlenwerk erst teilweise
widerspiegelt. Im dritten Quartal entsprachen die Billings nur gut 80 Prozent
der Erlöse. Mittelfristig soll das Verhältnis umgekehrt werden, und die Erlöse
sollen dann 90 Prozent der Billings erreichen.

Damit der noch weite Weg dorthin ohne unverhoffte Rückschläge verläuft, wird
Teamviewer sich im Erwartungsmanagement als geschickt erweisen müssen. Einige
Fragen der Analysten in der Telefonkonferenz deuteten jedenfalls an, dass noch
Unschlüssigkeit ob der Volatilität besteht. Daran, dass das grundlegende
Wachstumsversprechen bestätigt werden konnte, ändert das freilich nichts, zumal
der Börsenneuling im Gegensatz zu anderen stark wachsenden Softwarefirmen längst
profitabel und Cash-flow-positiv wirtschaftet.

Allerdings ist dies schon eingepreist. Mit einer Marktkapitalisierung von 5
Mrd. Euro – mehr als dem Doppelten der Software AG – und recht hohem
Streubesitzanteil ist der Börsenneuling ein MDax-Kandidat, wenn die
Handelsvolumina steigen. Auch hier zeigt sich, dass Teamviewer noch Potenzial
nach oben hat.

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