Ein paar Paukenschläge in Richtung Regulierer,
ein tolles Ergebnis 2010, das energische Festhalten des angesammelten
Kapitals und eine konservative Prognose für das angelaufene Jahr: Das
waren die Resultate der Allianz-Jahrespressekonferenz. Welche
Bewertung ist da angemessen? Die Analysten haben am gestrigen
Donnerstag überwiegend Beifall geklatscht, die Börse hat den
Aktienkurs erst einmal auf Talfahrt geschickt. Beide Reaktionen
sollte man nicht überbewerten, schließlich sind sie kurzfristiger
Natur. Aber trotzdem provoziert die Gegensätzlichkeit der Wahrnehmung
die Frage: Für welche Story steht die Allianz in der Zeit nach der
Liquiditätskrise?
Die Message des Unternehmens ist klar, und Chef Michael Diekmann
hat sie vor den Journalisten so formuliert: Als finanzstark,
risikoarm und trotzdem hochrentabel möchte die Allianz wahrgenommen
werden. Ein konservativer Versicherer, der seine Hausaufgaben mit
großer Verlässlichkeit abarbeitet. Tatsächlich ist wohltuend, mit wie
wenig Selbstbeweihräucherung das Management teils hervorragende
Ergebnisse abliefert. Der Konkurrent Axa legte jüngst viel
schlechtere Ergebnisse vor, machte dabei aber ein größeres Bohei.
Diese Story der Solidität passte ideal zu den Zeiten der
Finanzkrise. Doch mittlerweile hat sich die Welt geändert, wenngleich
die Unsicherheit bestehen bleibt. In diesem Umfeld ist das im
Allianz-Management kursierende Motto „Boring is the new sexy“ so
prickelnd nicht mehr. Sexy bleibt eben nur, was Änderung akzeptiert
und vielleicht sogar einmal überrascht.
Dies bedeutet nicht, in die Selbstbesoffenheit der wieder
umherziehenden Meute einzustimmen, die weltweit nur Chancen sehen
möchte. Lautsprecherei ist keine Option. Aber es gibt einen
Mittelweg. Der Vorstand sollte seinen Aktionären mehr Orientierung
geben, in welche Richtung er den Konzern jenseits operativer
Effizienzverbesserungen entwickelt. Schließlich nimmt er sich heraus,
trotz erhöhter Dividende mehr vom angesammelten Kapital zu bunkern
als ehemals den Anteilseignern avisiert.
Die Allianz hat mit Storys so ihre Erfahrungen gemacht. Der
integrierte Finanzdienstleister ist in schlechter Erinnerung. Ein
Leitbild in der strategischen Unternehmensentwicklung aber ist
dennoch sinnvoll. Sobald SolvencyII in seinen Konturen erkennbar
wird, ist der Vorstand in der Pflicht.
(Börsen-Zeitung, 25.2.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de