Der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. fordert in einem aktuellen Positionspapier eine umfassende Reform der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ziel ist eine moderne, risikobasierte Weiterentwicklung, die Bürokratie reduziert, Unternehmen mehr Rechtssicherheit bietet und zugleich den Schutz für Betroffene erhöht. Der Verband appelliert an die Bundesregierung, sich in Brüssel aktiv für praxisnahe Nachbesserungen starkzumachen – gerade im Interesse kleiner und mittlerer Unternehmen „Die DSGVO ist ein Meilenstein des Grundrechtsschutzes, aber sie braucht ein Update, das den digitalen Realitäten gerecht wird“, sagt Thomas Spaeing, Vorstandsvorsitzender des BvD. „Datenschutzbeauftragte sind die Brückenbauer zwischen Regulierung und unternehmerischer Praxis. Wenn wir die Digitalisierung in Europa sicher und rechtskonform gestalten wollen, müssen wir ihre Rolle gezielt stärken – gerade im Mittelstand“, führt er weiter aus.
Eine Kernforderung des Papiers ist die eine stärkere Verantwortlichkeit von Herstellern für die datenschutzkonforme Gestaltung digitaler Produkte. Durch einen konsequent risikobasierten Ansatz, eine sprachlich vereinfachte und inhaltlich präzisierte Ausgestaltung der DSGVO sowie verbindliche Auslegungsrichtlinien und Standards der Aufsichtsbehörden soll insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der Umgang mit Datenschutzpflichten erleichtert werden.
Der BvD plädiert zudem für eine gesetzlich gestärkte Rolle der Datenschutzbeauftragten mit klar definierten Aufgabenprofilen und zertifizierter Qualifikation. Gerade in kleineren Organisationen könnten sie mit ihrer Querschnittsexpertise die Unternehmensleitung noch effektiver entlasten, sofern sie strukturell und rechtlich gestärkt werden. „Der digitale Wandel braucht klare Regeln – aber sie müssen verständlich und ein gesundes Maß wahren. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden“, so Spaeing weiter. Die Erfahrungen aus der Umsetzung der DSGVO in den letzten Jahren zeigen: Trotz ihrer hohen Standards fehlt es in vielen Bereichen an Klarheit, Verbindlichkeit und Praxistauglichkeit. Der BvD fordert daher eine klar strukturierte, verständlich formulierte und risikobasierte Weiterentwicklung der DSGVO. Datenschutz soll wirksam und nachvollziehbar sein – für Unternehmen wie für Betroffene.
Das Positionspapier bildet den Auftakt einer Kampagne des BvD, mit der die Datenschutz-Compliance in Deutschland und Europa gestärkt und vereinfacht werden soll. Gemeinsam mit dem Europäischen Dachverband der Datenschutzbeauftragten (EFDPO) sowie Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft lädt der BvD am 24. September 2025 zu einer Tagung nach Berlin ein, um weitere Reformansätze zu erörtern. Bereits im Frühjahr wurden erste Ideen im Rahmen eines öffentlichen Fireside-Chats mit dem Europaabgeordneten Axel Voss vorgestellt – ein Signal, dass die Diskussion um die Zukunft der DSGVO jetzt an Fahrt aufnimmt.
Das vollständige Positionspapier steht Ihnen hier zum Download bereit.
Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung ist der BvD die älteste Interessenvertretung für betriebliche und behördliche Datenschutzbeauftragte und -berater. BvD-Mitglieder sind in allen Branchen vertreten, insbesondere IT und IKT, Industrie/Produktion, Handel/Vertrieb, Beratung und Gesundheits- und Sozialwesen – und dort als konstruktiv-lösungsorientierte Datenschutzexperten ein wichtiger Partner für die verantwortliche Unternehmensleitung. Alle Vorstände, alle Leiter von Arbeitskreisen, Ausschüssen und Regionalgruppen des BvD bringen ihre praktische Erfahrung unentgeltlich in die Verbandsarbeit ein. Mit der Gründung des Europäischen Dachverbandes EFDPO hat der BvD die Weichen für verstärkte Vernetzung und Kommunikation auf EU-Ebene gestellt.