China 2010 mit Abstand größte Maschinenbau-Nation

München, 12. April 2010 – Für den von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffenen Maschinenbau ist weiterhin kein deutlicher Aufschwung in Sicht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft AlixPartners. In absehbarer Zeit ist der AlixPartners-Studie zufolge kein deutliches Anziehen der Nachfrage im Maschinenbau zu erwarten, da Unternehmen vieler Branchen Investitionen in neue Maschinen weiterhin zurückstellen und die Endkundenmärkte stagnieren. Zusätzlich haben die deutschen Maschinenbauer mit einer immer stärker werdenden Konkurrenz chinesischer Unternehmen zu kämpfen, insbesondere in den Wachstumsmärkten, in denen deutsche Unternehmen oft schwach vertreten sind. Zur Verteidigung ihrer Marktposition bauen deutsche Maschinenbauunternehmen deshalb verstärkt Standorte in Fernost auf oder suchen die Kooperation mit chinesischen Partnern.

Der überwiegend mittelständisch geprägte Maschinenbau in Deutschland, neben dem Fahrzeugbau oft als Herzstück der deutschen Industrie und als einer der größten Arbeitgeber identifiziert, musste im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr Umsatzeinbrüche von rund 25 Prozent hinnehmen. Besonders hart getroffen hat es Bereiche wie Baumaschinen (-45 Prozent), Druckmaschinen (-37 Prozent) sowie Maschinen zur Verarbeitung von Holz und Textilien (je -32 Prozent). Mit einer deutlichen Erholung kann die Maschinenbauindustrie der Studie von AlixPartners zufolge jedoch auf absehbare Zeit nicht rechnen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Umsatzniveau des Jahres 2008 frühestens 2013 wieder erreicht werden kann, in einigen Teilbereichen sogar erst im Jahr 2015. Wichtige Abnehmerbranchen wie die Bauindustrie und die Automobilindustrie werden in diesem und den folgenden Jahren nicht in größerem Umfang in neue Maschinen investieren können. Lediglich Unternehmen aus der Prozessindustrie und aus der Konsumgüterbranche werden AlixPartners zufolge wieder vermehrt Maschinen kaufen, um der mittelfristig steigenden Nachfrage gerecht werden zu können. Dies kann ausbleibende Investitionen aus anderen Branchen aber nicht ausgleichen.
„Der Umsatz im Maschinenbau hängt vor allem vom Umfang der Investitionsprogramme in den großen Endkunden-Märkten ab. Viele Sektoren kämpfen aber immer noch mit Überkapazitäten und haben gleichzeitig ernste Finanzierungsschwierigkeiten. In Europa wird die Nachfrage nach Maschinenbauprodukten deshalb nicht wesentlich ansteigen. Die Maschinenbauer müssen daher vor allem beim Export in die „Emerging Markets“ punkten, wenn Sie ihre Kapazitäten mittelfristig wieder auslasten wollen“, erläutert Roman Zeller, Managing Director und Co-Head Enterprise Improvement EMEA bei AlixPartners, die anhaltende Krise im Maschinenbau.

Konkurrenz durch chinesische Maschinenbauer nimmt zu: China führt Weltmarkt für Maschinenbauprodukte an – Chinesische Maschinenbau-Umsätze in 2010 fast doppelt so hoch wie die deutscher Unternehmen

Doch der Maschinenbau hat der Studie von AlixPartners zufolge auf wichtigen Exportmärkten mit einer immer stärker werdenden Konkurrenz gerade chinesischer Unternehmen zu kämpfen. Mit Umsätzen von umgerechnet deutlich über 300 Milliarden Euro im Jahr 2010 wird der chinesische Maschinenbau seine globale Führungsposition noch weiter ausbauen. Mit 175 Milliarden Euro lag Deutschland bereits 2009 auf einer abgeschlagenen zweiten Position. Im Krisenjahr 2009 schrumpften die Umsätze von Maschinenbau-Unternehmen in Deutschland und USA (je -25 Prozent), vor allem aber auch in Japan (-40 Prozent). Währenddessen konnten die chinesischen Unternehmen ihre Umsätze im Jahr 2009 sogar noch steigern (+12 Prozent auf etwa 300 Milliarden Euro). Während der Westen 2010 auf dem Niveau von 2009 stagniert oder langsam wieder wächst, ist in China wiederum 2-stelliges Wachstum auf 330 – 350 Milliarden Euro zu erwarten.

Während westliche Maschinenbauer 2009 zum Teil heftige Verluste einfuhren, ist die Profitabilität der chinesischen Maschinenbauer nur moderat gesunken. So lag die durchschnittliche EBIT-Marge im Jahr 2009 für private Maschinenbau-Unternehmen in China bei durchschnittlich knapp 7 Prozent, für Staatsunternehmen bei durchschnittlich 3,4 Prozent.

Produktivität und technologische Qualifikation chinesischer Unternehmen steigt an

Nach Schätzungen von AlixPartners wird die Produktivität der chinesischen Maschinenbauunternehmen von derzeit durchschnittlich rund 60.000 Euro Umsatz im Jahr pro Mitarbeiter in fünf Jahren auf über 100.000 Euro pro Mitarbeiter steigen. Die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Hersteller würde dadurch weiter stark ansteigen. Der Durchschnitt in deutschen Maschinenbau-Unternehmen liegt derzeit bei knapp 180.000 Euro Jahresumsatz pro Mitarbeiter und kann meist nur noch langsam gesteigert werden.

Auch die technologische Qualifikation der chinesischen Unternehmen hat sich rasant entwickelt. So arbeiten chinesische Unternehmen in vielen Segmenten bereits technologisch auf Augenhöhe mit deutschen und japanischen Unternehmen – in anderen Bereichen entwickeln sich die Chinesen schnell weiter.

„Chinesische Unternehmen werden für den deutschen Maschinenbau zu einer immer härteren Konkurrenz“, sagt Roman Zeller. „Wenn die deutschen Maschinenbauer den Anschluss in wachstumsstarken Exportmärkten nicht verlieren wollen, müssen sie sich jetzt Produktionskapazitäten in Asien sichern.“

Deutsche Unternehmen verfolgen unterschiedliche Strategien in China

Insbesondere die größeren deutschen Maschinenbau-Unternehmen sind der AlixPartners-Studie zufolge bereits in China präsent oder planen derzeit entsprechende Aktivitäten. Dabei verfolgen die einzelnen Unternehmen allerdings durchaus unterschiedliche Strategien. Während einige Unternehmen Teile der Produktion und in Einzelfällen bereits auch der Entwicklung nach China verlagern und dafür Kapazitäten in Europa abbauen, kaufen sich andere Unternehmen bei chinesischen Zulieferern ein, gründen Joint Ventures oder arbeiten für einzelne Projekte mit chinesischen Partnerunternehmen zusammen. „Es gibt einige Erfolgsmodelle um den klassischen Zielkonflikt zu bewältigen: Einerseits will man am Wachstum teilnehmen, andererseits aber nicht künftige Konkurrenten mit Know-How und gut ausgebildetem Personal versorgen. Klar ist, dass die deutschen Maschinenbauer vor Ort in China auf die starke Konkurrenz chinesischer Unternehmen reagieren müssen. Ansonsten werden sie Marktanteile gerade in denjenigen Ländern verlieren, in denen die Nachfrage nach neuen Maschinen noch steigt“, erläutert Roman Zeller die Strategien deutscher Maschinenbauer in China.

Über die Studie
In der Studie untersuchte AlixPartners anhand öffentlich zugänglicher Daten sowie anhand einer Befragung von Vorständen und Geschäftsführern von Unternehmen des Maschinenbaus die derzeitige Lage, Strategien und Zukunftserwartungen von Maschinenbauunternehmen in Europa und China.

Über AlixPartners

Mit rund 1000 Mitarbeitern in weltweit vierzehn Büros und über 2000 abgeschlossenen Projekten seit der Gründung im Jahr 1981 zählt AlixPartners international zu den führenden Experten für Ertragssteigerungsprogramme und Turnarounds. AlixPartners setzt ausschließlich erfahrene Führungskräfte aus Industrie und Beratung ein, die bei Bedarf als Manager auf Zeit auch operative Führungsverantwortung übernehmen. AlixPartners ist seit dem Jahr 2003 mit eigenen Büros in Deutschland vertreten.